Hamburger Morgenpost

Ärger über geklautes Ito-Tor

Der Skandal:

- VOM HSV BERICHTEN SIMON BRAASCH UND FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Einmal noch alles raushauen, gewinnen, beten und auf andere hoffen. Wie schon so oft in den vergangene­n Jahren steht der HSV am Abgrund. Springt der Dino dem Tod noch mal von der Schippe? Oder wendet sich der FußballGot­t diesmal ab?

Gar nicht so leicht, das alles aus den Klamotten zu schütteln. Als Christian Titz am Sonntagmor­gen durch die Kabine im Volkspark marschiert­e, stieß er auf lauter traurige Gestalten. „Die Köpfe der Spieler waren unten“, erklärte der Trainer. War alles zu viel. Das 0:3 in Frankfurt, die üblen Aussichten für das kommende Wochenende: Ein Sieg gegen Gladbach muss her, zeitgleich braucht der HSV einen Kölner Erfolg in Wolfsburg, sonst war es das. Und dann war da ja noch die Szene aus der 25. Minute bei der Eintracht, die die Hamburger noch immer innerlich toben lässt.

Tatsuya Itos Tor, die Einwände aus der Video-Zentrale in Köln und die Aberkennun­g des Treffers. Obwohl sich selbst Fernsehsen­der weiterhin uneinig sind, ob Ito im Abseits stand. Sport1 legte sich sogar fest: kein Abseits! Und soll der Video-Assistent nicht ausschließ­lich bei eindeutige­n Fehlentsch­eidungen eingreifen?

Genau diese Vorgabe nahm Titz zum Anlass, sich Gehör zu verschaffe­n. „Er soll eingreifen, wenn keine Klarheit herrscht“, so der Trainer. „Bis jetzt kann niemand sagen, ob es Abseits war oder nicht. Von daher war es ein Tor – und dann ist es ein anderes Spiel.“

Im Studio von TV-Sender Sky regte sich Experte Dietmar Hamann auf: „Ich finde, dass das eine skandalöse Entscheidu­ng ist. Dort mit bloßem Auge zu entscheide­n, wo es um Abstieg oder Nicht-Abstieg geht oder Relegation. Die Hamburger haben allen Grund, erbost zu sein.“

Da mag er recht haben. Doch die Frage sei erlaubt: Hat der HSV sein Glück vielleicht aufgebrauc­ht?

Man erinnert sich. Im Sommer 2014 vergab Greuther Fürth in der Schlusspha­se des Relegation­sRückspiel­s eine Großchance nach der anderen – der HSV hielt das 1:1, rettete sich. Ein Jahr später Marcelo Díaz’ Freistoßto­r in der

Nachspielz­eit von Karlsruhe. Im Vorjahr schließlic­h Luca Waldschmid­ts Kopfballtr­effer zum 2:1 gegen Wolfsburg, drei Minuten vor dem Ende. In der Summe reichlich Dusel. Ob das diesmal erneut klappt?

Titz wird nicht müde, an die Chance des HSV zu glauben. „Wir müssen, gemeinsam mit unseren Fans, unser Spiel gewinnen“, sagt er. „Dann schauen wir, was Köln in Wolfsburg macht.“Kann er nicht beeinfluss­en, schon klar. Warme Grüße aber schickt er trotzdem an den Rhein: „Alle HSV-Fans werden am Wochenende große KölnFans sein. Nicht nur in

Hamburg, sondern natürlich deu schlandwei­t!"

Sie lassen nichts unversucht. Titz wird in dieser Woche genau hinsehen, wie sich seine Profis fühlen. Ein Kurztraini­ngslager sei nicht. geplant, eine Spaß-Einheit schon. Köpfe und Beine lockern für den nächsten Versuch, das Unmögliche möglich zu machen Da gibt es nur ein Problem. Erstmals ist der HSV beim Showdown auch auf andere angewiesen und wird es nicht allein richten können. Kann das wirklich noch ma gut gehen?

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Abseits? Oder nicht? Auch die TV-Bilder erbringen nicht den Beweis, ob Tatsuya Itos Treffer zu Recht aberkannt wurde. Auf jeden Fall jubelte er umsonst.
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Günter Perl saß als Video Assistant in Koin, Exprete Dietmar Hamann (r.) kristisier­te ihnaufs Schärfste.

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