Ärger über geklautes Ito-Tor
Der Skandal:
Einmal noch alles raushauen, gewinnen, beten und auf andere hoffen. Wie schon so oft in den vergangenen Jahren steht der HSV am Abgrund. Springt der Dino dem Tod noch mal von der Schippe? Oder wendet sich der FußballGott diesmal ab?
Gar nicht so leicht, das alles aus den Klamotten zu schütteln. Als Christian Titz am Sonntagmorgen durch die Kabine im Volkspark marschierte, stieß er auf lauter traurige Gestalten. „Die Köpfe der Spieler waren unten“, erklärte der Trainer. War alles zu viel. Das 0:3 in Frankfurt, die üblen Aussichten für das kommende Wochenende: Ein Sieg gegen Gladbach muss her, zeitgleich braucht der HSV einen Kölner Erfolg in Wolfsburg, sonst war es das. Und dann war da ja noch die Szene aus der 25. Minute bei der Eintracht, die die Hamburger noch immer innerlich toben lässt.
Tatsuya Itos Tor, die Einwände aus der Video-Zentrale in Köln und die Aberkennung des Treffers. Obwohl sich selbst Fernsehsender weiterhin uneinig sind, ob Ito im Abseits stand. Sport1 legte sich sogar fest: kein Abseits! Und soll der Video-Assistent nicht ausschließlich bei eindeutigen Fehlentscheidungen eingreifen?
Genau diese Vorgabe nahm Titz zum Anlass, sich Gehör zu verschaffen. „Er soll eingreifen, wenn keine Klarheit herrscht“, so der Trainer. „Bis jetzt kann niemand sagen, ob es Abseits war oder nicht. Von daher war es ein Tor – und dann ist es ein anderes Spiel.“
Im Studio von TV-Sender Sky regte sich Experte Dietmar Hamann auf: „Ich finde, dass das eine skandalöse Entscheidung ist. Dort mit bloßem Auge zu entscheiden, wo es um Abstieg oder Nicht-Abstieg geht oder Relegation. Die Hamburger haben allen Grund, erbost zu sein.“
Da mag er recht haben. Doch die Frage sei erlaubt: Hat der HSV sein Glück vielleicht aufgebraucht?
Man erinnert sich. Im Sommer 2014 vergab Greuther Fürth in der Schlussphase des RelegationsRückspiels eine Großchance nach der anderen – der HSV hielt das 1:1, rettete sich. Ein Jahr später Marcelo Díaz’ Freistoßtor in der
Nachspielzeit von Karlsruhe. Im Vorjahr schließlich Luca Waldschmidts Kopfballtreffer zum 2:1 gegen Wolfsburg, drei Minuten vor dem Ende. In der Summe reichlich Dusel. Ob das diesmal erneut klappt?
Titz wird nicht müde, an die Chance des HSV zu glauben. „Wir müssen, gemeinsam mit unseren Fans, unser Spiel gewinnen“, sagt er. „Dann schauen wir, was Köln in Wolfsburg macht.“Kann er nicht beeinflussen, schon klar. Warme Grüße aber schickt er trotzdem an den Rhein: „Alle HSV-Fans werden am Wochenende große KölnFans sein. Nicht nur in
Hamburg, sondern natürlich deu schlandweit!"
Sie lassen nichts unversucht. Titz wird in dieser Woche genau hinsehen, wie sich seine Profis fühlen. Ein Kurztrainingslager sei nicht. geplant, eine Spaß-Einheit schon. Köpfe und Beine lockern für den nächsten Versuch, das Unmögliche möglich zu machen Da gibt es nur ein Problem. Erstmals ist der HSV beim Showdown auch auf andere angewiesen und wird es nicht allein richten können. Kann das wirklich noch ma gut gehen?