Wut und Frust der Kiez-Bewohner
Initiativen prangern „Eventisierung“des Viertels an
Die Debatte rund ums „Cornern“beschäftigt nicht nur die Hamburger Bürgerschaft, die KiezWirte und Kiosk-Betreiber. Auch die Anwohner rund um die Reeperbahn mischen sich in den Zoff ein – und beziehen klar Stellung.
Das Bündnis „St. Pauli selber machen“, das sich gegen Kommerzialisierung und für stärkere Mitbestimmung der Anwohner in ihrem Stadtteil einsetzt, hat nun einen 7-PunkteKatalog veröffentlicht, der vor allem eins anprangert: die Eventisierung des Viertels. Hier liege das Hauptproblem, schreiben sie. Doch auch mit den Club-Betreibern gehen sie hart ins Gericht. Das sind die sieben Punkte:
➤ St. Pauli verkomme zu einem Event-Schwerpunkt der Stadt. Mehr als 30 Millionen Besucher würden jährlich von Großevents wie dem Schlagermove, Winzerfesten oder anderen Veranstaltungen angelockt.
➤ Grundeigentümer und Spekulanten würden die Gewerbemieten in die Höhe treiben, um abzukassieren.
➤ Die Teilnehmer einer Demo gegen Kioske auf dem Kiez vom Februar hätten das Problem mitverschuldet. Sie wollten nicht das Viertel retten, sondern sich nur unliebsamer Konkurrenz entledigen.
➤ Die Kioske seien nicht die Ursache für das „Cornern“, sondern eine Folge der Kommerzialisierung des Kiezes.
➤ „Cornern“sei kein neues Phänomen, sondern bestehe schon seit den 1990er Jahren.
➤ Ein Alkoholverkaufsverbot ab 22 Uhr würde nur zu Hamsterkäufen führen. Nach dem Verschwinden der urigen Eckkneipen seien die Kioske für Anwohner St. Paulis zu Bezugspunkten geworden.
➤ Es gebe keine einfache Lösung. Ein Alkohol-Verkaufsverbot sei das Letzte, was St. Pauli brauche. Stattdessen müssten Großevents über die ganze Stadt verteilt werden.
Und dann gibt das Bündnis noch diesen Hinweis: Der Bau öffentlicher Toiletten würde viele Probleme schmälern. Das Leben von Anwohnern wie Gastronomen werde dadurch leichter gemacht.
Es ist schlichtweg falsch, dass St. Pauli immer schon eine hochfrequente Partyund Saufmeile war. Bündnis St. Pauli selber machen