„Das Museum für Völkerkunde hat Weltrang!“ Barbara Plankensteiner will dem Traditionshaus ein modernes Image verpassen – und einen neuen, noch geheimen Namen
Sie hat bereits in Wien ein in die Jahre gekommenes Museum fit für die Zukunft gemacht – nun soll ihr in Hamburg dasselbe gelingen: Seit einem Jahr ist Barbara Plankensteiner (54) Direktorin des Museums für Völkerkunde und will das Traditionshaus von seinem angestaubten Image befreien – inklusive eines neuen Namens, der aber noch streng geheim ist.
„Dieses Haus hat unglaubliches Potenzial“, schwärmt die gebürtige Südtirolerin im MOPO-Interview, „es hat Sammlungen von Weltrang. Es macht mir unglaubliche Freude, dieses Haus auch in seiner nationalen und internationalen Aufmerksamkeit zu stärken.“
Obwohl einige Sammlungen – etwa die von Leo Frobenius in Zentralafrika zusammengetragenen Stücke oder die Altamerika-Sammlungen – international bekannt seien, bekämen sie in der Forschung nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen gebühre, sagt die Sozialanthropologin und verspricht: „Es gibt hier einen Schatz zu heben!“
Vor allem die Besonderheit der Welthandelsstadt Hamburg für die Sammlung möchte Plankensteiner hervorheben. „Über die Schiffsverbindungen sind viele Gegenstände hierhergekommen“, erklärt sie, „und so hat sich ein Handel etabliert, der ganz Kontinentaleuropa versorgt hat. Hamburg hat mit Unterstützung vieler Kaufleute Expeditionen finanziert, etwa eine Südsee-Expedition. Deren riesiges Sammlungs-Konvolut ist bis heute noch nicht zur Gänze wissenschaftlich erfasst.“
Und natürlich gilt es auch neue Zielgruppen für das Museum zu begeistern. „Wenn Sie sich die europäische Museumslandschaft anschauen, gelten viele ethnografische Häuser überhaupt nicht als angestaubt, sondern als DIE zukunftsorientierten Museen“, sagt Plankensteiner. „Vielleicht ist hier dieser Eindruck entstanden, weil das Haus unterfinanziert war und den aktuellen Stand der Forschung nicht nach außen tragen konnte.“
Sie will nun die Dauerausstellung neu konzipieren und dafür noch enger als bisher mit migrantischen Gemeinschaften in der Stadt kooperieren. Auch Umbauten und Sanierungsarbeiten sind fällig. Im Wiener Weltmuseum hat solch ein Neustart fünf Jahre gedauert, für Hamburg rechnet Plankensteiner mit mehr. Und einen neuen Namen soll das 138 Jahre alte Haus dann auch bekommen. „Der Name steht überhaupt nicht mehr für das Pro-
Viele ethnografische Häuser gelten nicht als angestaubt, sondern als DIE zukunftsorientierten Museen. Barbara Plankensteiner
gramm“, sagt die Direktorin. „Wir befassen uns schon lange nicht mehr mit der Darstellung und Charakterisierung von Völkern oder Ethnien, sondern mit deren globalen Verflechtungen und Beziehungen. Wir werden einen Namen finden, mit dem alle Hamburger sehr glücklich sein werden.“
➤ Museum für Völkerkunde: Rothenbaumchaussee 64, Di-So 10-18 Uhr, Do bis 21 Uhr, 8,50 Euro, Jugdl. frei