Lärm bringt das Herz aus dem
Die Häufigkeit von Vorhofflimmern ist bei ständiger Belästigung durch Krach erhöht
MAINZ - Zu viel Lärm macht krank, das ist nicht neu. Permanente Belastung etwa durch Flug- oder Verkehrslärm kann zum Beispiel Bluthochdruck, Schlaganfälle und Depressionen fördern. Eine neue Studie zeigt nun, dass ständiger Krach offenbar auch das Herz aus dem Takt bringen kann.
Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz wiesen anhand von Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) nach, dass Lärm die Wahrscheinlichkeit erhöht, an der häufigsten Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, zu erkranken. Fast ein Viertel der Probanden (bis zu 23 Prozent) litten bei extremer Lärmbelastung an Vorhofflimmern. Ohne solche Einflüsse waren es 15 Prozent.
Auch dieser Wert liegt wesentlich höher als aus anderen Studien bekannt, in denen häufig von ein bis drei Prozent die Rede ist. „Das liegt daran, dass die Wahrscheinlichkeit, an Herzrhythmusstörungen zu erkranken, mit dem Alter immer weiter ansteigt“, sagte der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel. Die Probanden bei der GHS seien zu Beginn der Studie vor zehn Jahren bereits zwischen 35 und 74 Jahren alt gewesen und würden deshalb zunehmend anfälliger.
Bei der GHS handelt es sich um eine der weltweit größten Studien ihrer Art, bei der über 15000 Frauen und Männer aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt und dem Landkreis Mainz-Bingen mitmachen. In ihrem Rahmen untersuchten die Wissenschaftler nun den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Lärmquellen am Tag und in der Nacht und dem Vorhofflimmern.
Einen besonders hohen Anteil an der Lärmbelästigung hatte laut Studie der Fluglärm: Er war für 84 Prozent der Belastung am Tag und 69 Prozent in der Nacht verantwortlich. Die Fluglärmbelästigung betraf 60 Prozent der Bevölkerung, also mehr als jeden Zweiten in der Region Mainz-Bingen. Somit übertraf sie andere Lärmquellen wie Straßen-, Schienen- oder Nachbarschaftslärm deutlich.