In Hamburgs Gefängnissen kommt regelmäßig das rollende Service-Center vorbei
Von LUKAS M. HEGER
Er ist schwarz, unscheinbar und kostet rund 5000 Euro: der mobile Bürgerkoffer. Mit seiner Hilfe können außerhalb von Kundenzentren Ausweisangelegenheiten geregelt werden. Auch im Gefängnis.
Wenn die Insassen der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel neue Ausweise brauchen, dann ist das ein Fall für Herbert Harnacke und das mobile Team des Bürgerkoffers. In einem Besuchsraum der JVA wird der mobile Arbeitsplatz aufgebaut. Laptop, Scanner, Drucker, Fingerabdruckscanner, Änderungsterminal, EC-Kartenleser, Router und Biometrie-Station müssen angeschlossen werden – dann kann es losgehen.
Für die stellvertretende Anstaltsleiterin Christina Schermaul ist der Service ein Segen. Personal- und zeitaufwendige Behördengänge mit den Gefangenen entfallen. „Wir sammeln die Anfragen für neue Personalausweise. Haben wir acht zusammen, vereinbaren wir einen Termin mit dem mobilen Dienst“, so Schermaul, die den Ausweis als zukünftigen „Baustein fürs Leben“der Gefangenen sieht.
Ralph H. (46, Name geändert) sitzt wegen Betrugs, kommt in elf Monaten frei – und hat dann wieder einen gültigen Personalausweis, der alte ist kürzlich abgelaufen. An der Biometrie-Station gibt er seinen Fingerabdruck ab, unterschreibt und wird fotografiert. Formulare und Passbilder sind nicht nötig, alles läuft digital, die Daten werden an den mobilen Arbeitsplatz übertragen.
Für H. ist es ein kurzer Ausflug aus dem Knastalltag. Ein Behördengang ohne Wartezeit. Bezahlen muss er den Ausweis selbst. Durch ihre Arbeit im Gefängnis haben die Insassen Konten. Die JVA-Leitung überweist die entsprechenden Beträge an die Behörde.
Seit Juli 2017 sind in Hamburg vier Koffer im Einsatz. Das Kundenzentrum Walddörfer wurde sogar durch den mobilen Dienst ersetzt. In Zukunft will man auch in Altenheimen, Hochschulen und neuen Wohngebieten agieren. Mit einem unscheinbaren Koffer.