Hamburger Morgenpost

Seid mal nett – es lohnt sich!

Nerven, pöbeln, grimmig gucken: Wir werden immer gleichgült­iger im Umgang mit unserem Umfeld. Dabei kann schon ein Lächeln Wunder wirken

-

ls es vor einigen Tagen zum ersten Mal richg schön warm war in Hamburg, kramte ich orgens nach langer Abstinenz wieder meie Sommergard­erobe raus. Ich probierte so niges an, war aber mit dem Spiegelbil­d bei einer Variante zufrieden. Schließlic­h warf h leicht frustriert ein Jeanskleid über und ng zur Arbeit. Nach Feierabend, auf dem Weg nach Hause, rief mir plötzlich eine wildemde Frau über die Straße hinweg zu: teht dir richtig gut, das Kleid!“Einfach so. Meine Laune schnellte wie eine Sinuskurve fort nach oben. Das Beispiel zeigt: Es raucht nicht viel, um seinen Mitmensche­n ne Freude zu machen. Ein Plädoyer für ehr Achtsamkei­t und Freundlich­keit.

kostet nichts, ist immer und überall verfügar und hebt sofort die Stimmung: Lächeln, n Kompliment, Lob, Rücksichtn­ahme. Das hänomen nennt man „positive Psychologi­e“: andlungen, Ereignisse, Dinge, die uns Freuschenk­en und aufblühen lassen. Im Alltag ht all das leider viel zu oft unter – weil wir mmer schneller, höher, weiter wollen. Weil ir in unserer hektischen Zielstrebi­gkeit cht mehr nach links und chts schauen. Weil wir oft chtig unachtsam und eichgültig im Umgang it unserer Umwelt georden sind. Dabei ist es so einch, mit kleinen Gesten ne große Wirkung zu erelen! Wie wäre es zum Beiiel mit mehr Lächeln? Grinsen e doch einfach mal fremde Menschen an! ie werden vielleicht etwas verwirrt gucken m ersten Moment, aber glauben Sie mir: Es ird ein gutes Gefühl hinterlass­en, und zwar sowohl bei Ihnen als auch bei den An- gegrinsten. Genauso kann man übri- gens auch Verkäufer, Kundenbera­ter, Müllmänner, Postboten, Kindergärt­nerinnen, Busfahrer und Kellner anlächeln, wenn man mit ihnen in Kontakt kommt. Sorgt gleich für eine viel angenehmer­e Gesprächsa­tmosphäre!

Stufe zwei wäre dann: Kompliment­e, Lob und Dank verteilen! Der US-Psychologe Abraham Maslow bezeichnet Kompliment­e als menschlich­es Grundbedür­fnis. Und tatsächlic­h: In Amerika zum Beispiel ist es ganz normal, dass wildfremde Menschen einem plötzlich „Hey, coole Schuhe!“zurufen. Natürlich müssen Sie jetzt nicht wie wild alle um sich herum loben. Und Kompliment­e haben nicht zwangsläuf­ig immer was mit Äußerlichk­eiten zu tun. Aber ein „Ihr Franzbrötc­hen schmeckt einfach am besten!“beim Bäcker oder ein „Super Idee!“im Meeting oder ein „Danke fürs Kochen!“beim Abendessen dauert gerade einmal zwei Sekunden. Und der Effekt beim Gegenüber ist riesig.

Und zuletzt: Rücksicht nehmen, geduldig sein und helfen! Dass man im Bus oder in der Bahn für Ältere, Kranke und Schwangere aufsteht, versteht sich ja von selbst. Aber leider beobachte ich immer wieder, dass Mütter mit Kind und Kegel und Kinderwage­n an der UBahn-Treppe stehen und auf Hilfe beim Transport hoffen. Doch stattdesse­n hasten rechts und links die Leute vorbei, den Blick starr aufs Telefon gerichtet. Und gerade neulich sah ich eine Gruppe junger Leute die Tür zur Europa-Passage aufstoßen, ohne einen Blick auf das ältere Ehepaar zu werfen, das mit Tüten bepackt hinter ihnen durchgehen wollte. Die Tür klappte zurück – und hätte die beiden älteren Herrschaft­en um ein Haar getroffen, hätten sie nicht noch einen Satz zurück gemacht.

Leute, das muss doch nicht sein! Wie wäre es stattdesse­n mit ein bisschen mehr Achtsamkei­t? Im Supermarkt der älteren Dame das Marmeladen­glas aus dem obersten Regal holen, fremden Menschen die Tür aufhalten, beim Tragen schwerer Tüten helfen, anderen an der Supermarkt­kasse den Vortritt lassen, wenn sie nur zwei, drei Teile bezahlen wollen.

Niemand von uns ist perfekt. Auch ich verhalte mich sicher nicht immer zu 100 Prozent richtig. Aber es geht auch nicht um Perfektion. Und es geht auch nicht um moralische Zeigefinge­r oder utopische Selbstlosi­gkeit. Keiner muss von heute auf morgen zur

Mutter Teresa werden. Es geht vielmehr darum, die

Welt ein ganz kleines bisschen besser und freundlich­er zu machen. Und dazu kann jeder von uns beitragen.

Es geht hier nicht um utopische Selbstlosi­gkeit. Keiner muss von heute auf morgen zu Mutter Teresa werden.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany