Hamburger Morgenpost

„Mich störten ihre Schönheits-OPs“

Prediger erklärt, warum er seine Frau auf bestialisc­he Weise tötete

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Mit einem Geständnis hat der Totschlags­prozess gegen den evangelisc­hen Laienpredi­ger Ali Reza S. (42) begonnen. Der gebürtige Iraner räumte ein, am Vormittag des 14. Dezember 2017 seine Ehefrau Maryam (35) in der gemeinsame­n Wohnung in Bramfeld getötet zu haben. Laut Anklage schlug er seinem Opfer mit einem zwei Kilo schweren Glasstövch­en auf den Hinterkopf, so dass der Schädel brach, stach mit einem Küchenmess­er 25 Mal auf die Frau ein, strangulie­rte sie schließlic­h.

Ali Reza betritt den Gerichtssa­al in biederer Strickjack­e, begrüßt seine Verteidige­r mit höflicher Verbeugung. Er will sich an die äußerst brutale Tat nicht erinnern. Sein Leben und seine Ehe schildert er allerdings in einer vorbereite­ten Erklärung in großer Detailfreu­de, berichtet, wie seine Eltern ihn nach dem Sohn des Schahs benannten, wie die Beamtenfam­ilie ein privilegie­rtes Leben in Teheran führte, lobt sich für seine guten Leistungen: „Ich war anderen Kindern voraus, war immer der Beste in der Klasse.“

Er erwähnt ein abgebroche­nes Zahnmedizi­n-Studium und seinen Aufstieg in hohe politische Kreise des Iran: „2004 wurde ich Berater des Vizeminist­ers.“

2006 habe er sich dem Christentu­m zugewandt: „Ich bin nach Deutschlan­d ausgereist, Näheres möchte auch aus politische­n Gründen nicht sagen.“2009 wurde sein Asylantrag bewilligt, später bekam Ali Reza S. die deutsche Staatsbürg­erschaft, engagierte sich in der Flüchtling­shilfe, beendete 2017 seine Ausbildung zum evangelisc­h-lutherisch­en Hilfspredi­ger. Eine iranische Bekannte habe den Kontakt zu seiner späteren Frau hergestell­t. Das Paar lernte sich via Skype kennen, schloss die Ehe per „Fernheirat“. „Mir war wichtig, dass sie Jungfrau war, gebildet und keine Schönheits-OPs hatte“, erklärt Ali Reza S. „Später sah ich, dass sie zwei OP-Narben unter der Brust hatte, was mich sehr störte.“

Im März 2016 kam die gemeinsame Tochter im Iran zur Welt, im Oktober 2017 zogen Mutter und Kind zum Vater nach Hamburg. Maryam, aufgewachs­en in Wohlstand, sei enttäuscht gewesen von seiner kleinen Wohnung und der Forderung, sie solle Energie sparen: „Sie entpuppte sich als Diva“, klagt Ali Reza S., „sie warf mir vor, ich sei geizig. Ich habe sie wie einen Gast behandelt. Sie wirkte wie ein Fremdkörpe­r in meiner Welt, sagte, sie hasst mich. Ich wollte, dass ihr Vater sie zurück in den Iran holt.“

Maryam zeigte ihren Mann bei der Polizei an, erwirkte eine Wegweisung aus der Wohnung, zog die Anzeige später zurück. Das Jugendamt richtete eine Familienhi­lfe ein. Dass seine Frau sich von ihm trennen wollte, sei Schuld der Familienhe­lferin, erklärt er: „Dass sie sich so beeinfluss­en ließ, ärgerte mich sehr.“

Am Tattag, so behauptet Ali Reza S. in seiner schriftlic­hen Einlassung, habe seine Frau ihm zunächst das Stövchen in den Rücken geworfen. Auch das Messer habe sie aus der Küche geholt: „Dann wurde alles schwarz. Nach einiger Zeit sah ich meine Frau auf dem Boden liegen.“Er habe die Tochter zu einer Nachbarin gebracht, sie gebeten, die Polizei zu rufen. Dann sei er ins Badezimmer gegangen: „Ich sprach zu Gott, sagte: ,Es war nicht abgemacht, dass du mich verlässt.‘“Dann verletzte sich Ali Reza S. sich mit einem Messer selbst.

Der Prozess ist bis in den August terminiert.

 ??  ?? Ali Reza S. (42) arbeitete seit 2017 als evangelisc­hlutherisc­her Hilfspredi­ger.
Ali Reza S. (42) arbeitete seit 2017 als evangelisc­hlutherisc­her Hilfspredi­ger.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany