„Mich störten ihre Schönheits-OPs“
Prediger erklärt, warum er seine Frau auf bestialische Weise tötete
Mit einem Geständnis hat der Totschlagsprozess gegen den evangelischen Laienprediger Ali Reza S. (42) begonnen. Der gebürtige Iraner räumte ein, am Vormittag des 14. Dezember 2017 seine Ehefrau Maryam (35) in der gemeinsamen Wohnung in Bramfeld getötet zu haben. Laut Anklage schlug er seinem Opfer mit einem zwei Kilo schweren Glasstövchen auf den Hinterkopf, so dass der Schädel brach, stach mit einem Küchenmesser 25 Mal auf die Frau ein, strangulierte sie schließlich.
Ali Reza betritt den Gerichtssaal in biederer Strickjacke, begrüßt seine Verteidiger mit höflicher Verbeugung. Er will sich an die äußerst brutale Tat nicht erinnern. Sein Leben und seine Ehe schildert er allerdings in einer vorbereiteten Erklärung in großer Detailfreude, berichtet, wie seine Eltern ihn nach dem Sohn des Schahs benannten, wie die Beamtenfamilie ein privilegiertes Leben in Teheran führte, lobt sich für seine guten Leistungen: „Ich war anderen Kindern voraus, war immer der Beste in der Klasse.“
Er erwähnt ein abgebrochenes Zahnmedizin-Studium und seinen Aufstieg in hohe politische Kreise des Iran: „2004 wurde ich Berater des Vizeministers.“
2006 habe er sich dem Christentum zugewandt: „Ich bin nach Deutschland ausgereist, Näheres möchte auch aus politischen Gründen nicht sagen.“2009 wurde sein Asylantrag bewilligt, später bekam Ali Reza S. die deutsche Staatsbürgerschaft, engagierte sich in der Flüchtlingshilfe, beendete 2017 seine Ausbildung zum evangelisch-lutherischen Hilfsprediger. Eine iranische Bekannte habe den Kontakt zu seiner späteren Frau hergestellt. Das Paar lernte sich via Skype kennen, schloss die Ehe per „Fernheirat“. „Mir war wichtig, dass sie Jungfrau war, gebildet und keine Schönheits-OPs hatte“, erklärt Ali Reza S. „Später sah ich, dass sie zwei OP-Narben unter der Brust hatte, was mich sehr störte.“
Im März 2016 kam die gemeinsame Tochter im Iran zur Welt, im Oktober 2017 zogen Mutter und Kind zum Vater nach Hamburg. Maryam, aufgewachsen in Wohlstand, sei enttäuscht gewesen von seiner kleinen Wohnung und der Forderung, sie solle Energie sparen: „Sie entpuppte sich als Diva“, klagt Ali Reza S., „sie warf mir vor, ich sei geizig. Ich habe sie wie einen Gast behandelt. Sie wirkte wie ein Fremdkörper in meiner Welt, sagte, sie hasst mich. Ich wollte, dass ihr Vater sie zurück in den Iran holt.“
Maryam zeigte ihren Mann bei der Polizei an, erwirkte eine Wegweisung aus der Wohnung, zog die Anzeige später zurück. Das Jugendamt richtete eine Familienhilfe ein. Dass seine Frau sich von ihm trennen wollte, sei Schuld der Familienhelferin, erklärt er: „Dass sie sich so beeinflussen ließ, ärgerte mich sehr.“
Am Tattag, so behauptet Ali Reza S. in seiner schriftlichen Einlassung, habe seine Frau ihm zunächst das Stövchen in den Rücken geworfen. Auch das Messer habe sie aus der Küche geholt: „Dann wurde alles schwarz. Nach einiger Zeit sah ich meine Frau auf dem Boden liegen.“Er habe die Tochter zu einer Nachbarin gebracht, sie gebeten, die Polizei zu rufen. Dann sei er ins Badezimmer gegangen: „Ich sprach zu Gott, sagte: ,Es war nicht abgemacht, dass du mich verlässt.‘“Dann verletzte sich Ali Reza S. sich mit einem Messer selbst.
Der Prozess ist bis in den August terminiert.