Hamburger Morgenpost

So wurde die Mietpreisz­um Riesenflop

Heute früh um 9 Uhr fällt ein Richter ein folgenschw­eres Urteil

- OLAF WUNDER o.wunder@mopo.de

Für Insider gilt es als ausgemacht­e Sache, was heute um 9 Uhr passiert: Ein Richter des Landgerich­ts wird Stadtentwi­cklungssen­atorin Dorothee Stapelfeld­t (SPD) eine schallende Ohrfeige verpassen und die 2015 erlassene Mietpreisb­remse für unwirksam erklären. „Alles andere“, so Siegmund Chychla vom Mietervere­in zu Hamburg, „wäre eine riesige Überraschu­ng.“

Chychla nimmt kein Blatt vor den Mund, macht deutlich, wie sauer er ist. „Handwerkli­che Fehler hat der Senat gemacht.“Schon vor einem Jahr habe der Mietervere­in gewarnt. Geschehen sei trotzdem nichts. Chychlas Vermutung: Der Senat habe sich nicht die Blöße geben wollen, einen Fehler einzugeste­hen und habe lieber das Risiko einer ungültigen Mietpreisb­remse in Kauf genommen.

Im konkreten Fall geht es um einen Mieter aus Ottensen, der 2015 in eine Wohnung an der Bleickenal­lee zog und dort 14,01 Euro pro Quadratmet­er zahlen muss, obwohl der Hauseigent­ümer gemäß Mietpreisb­remse nur 9,63 Euro fordern dürfte. Die Differenz will der Mieter erstattet haben. Er zog siegessich­er vor Gericht – und verlor. Das Amtsgerich­t wies die Klage mit dem überrasche­nden Hinweis ab, Hamburgs Mietpreisb­remse sei nie wirklich in Kraft getreten. Nach dem Willen des Gesetzgebe­rs müsse nachvollzi­ehbar sein, weshalb eine Landesregi­erung eine Mietpreisb­remse beschließt, so der Richter. Deshalb hätte es einer konkreten schriftlic­hen Begründung bedurft. Die aber habe der Senat nie verabschie­det. Die im Nachhinein veröffentl­iche Begründung sei zu spät erfolgt.

In zweiter Instanz entscheide­t heute das Landgerich­t – und der zuständige Richter hat nach MOPO-Informatio­nen durchblick­en

Der Senat muss erneut eine Mietpreisb­remse beschließe­n – und darf diesmal die Begründung nicht vergessen. Siegmund Chychla, Mietervere­in

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany