Hinter dieser Tür sitzt der Teufel
Erzähl mir nichts über den Teufel. Ich kenne ihn. Er arbeitet am Flughafen der weißrussischen Hauptstadt Minsk, trägt Pumps und einen Rock und versteckt sich hinter pechschwarzen Haaren und einem recht hübschen Gesicht. Das ist seine Verkleidung. So ein Narr – ich habe ihn trotzdem erkannt! 45 Minuten können im Leben ja recht lang oder kurz sein, wenn sie verstehen, was ich meine. Wenn man gerade gelandet ist und den nächsten Flieger nach Moskau erwischen muss, sind sie kurz. In Weißrussland noch kürzer. Reicht ja nicht, einfach nur den Schildern zu folgen, die auf die Weiterflüge nach Russland hinweisen. Nein, ich werde erst von Schalter A Treppe rauf nach B geschickt, dann, wieder Treppe runter, nach C – das aber hat zur Folge, dass man plötzlich deutlich hinter Schalter A zurückfällt und sich wieder komplett neu ausweisen muss. Und da steht es dann, das weißrussische Teufelchen.
Erst ein
Blick in
meine Papiere, dann ein Hauch von Kaltem Krieg. Müsse ich bitte zügig ausfüllen, dieses Formular. Ohne dürfte ich mich gar nicht hier in Weißrussland aufhalten. Sonst „vialikaja prabliema“, meint sie, ein großes Problem. Also schnell, sagt sie, und bitte in doppelter Ausfertigung. Okay, schon gut. Kein Ding. Ich bin fast durch damit, als ich versehentlich einen (!) Buchstaben in ein falsches Feld schreibe – und ihn durchstreiche. Hui, da jault sie auf und verzieht ihr Teufelsgesicht! Tja, müssen wir dann wohl alles noch mal von vorn machen, sagt sie. Meinen auf Deutsch vorgetragenen Protest („Is’ jetzt nicht Dein Ernst“) und meinen stoisch erzürnten Blick ignoriert sie. Dann endlich: alles fertig! Mit Kawumm donnert sie mir ihre Stempel auf die Papiere. Und tschüs! Ab in den Flieger, den ich schweißgebadet gerade noch erwische. Ich bin glücklich für diesen Moment. Da wusste ich noch nicht, was mich eineinhalb Stunden später in Moskau erwarten würde …