Schauspielen, um zu überleben
Die Privattheatertage starten mit dem Welterfolgsstück „Ghetto“von Joshua Sobol
Gelungener Festival-Auftakt! Am Altonaer Theater eröffneten die siebenten Privattheatertage mit Joshua Sobols Welterfolgsstück „Ghetto“. Die Aufführung: eine berührende und nachdenklich stimmende Warnung vor Rassismus und einer neuen Dimension des Antisemitismus.
Das Gastspiel vom Wolfgang Borchert Theater aus Münster – eine der zwölf ausgewählten Inszenierungen, die auf dieser überregionalen Leistungsschau um die begehrten Monica-Bleibtreu-Preise wetteifern – konfrontiert die Zuschauer mit den moralischen Konflikten von Menschen, die im Rassenwahnsystem der Nationalsozialisten zu überleben versuchen. Das Stück des israelischen Dramatikers Sobol schildert den Alltag im jüdischen Ghetto von Wilna 1942, macht ständige Todesgefahr und die Angst der gedemütigten Bewohner spürbar.
Einer von ihnen ist der Puppenspieler Srulik (Florian Bender). Er führt als Erzähler auch durch die Geschichte des Ghetto-Theaters, zu dessen Gründung ihn Gens (Jürgen Lorenzen), der Leiter des Ghettos, gedrängt hat. Denn nur wer eine Arbeit hat, kann überhaupt überleben.
Die Künstler spielen tatsächlich um ihr Leben – dabei immer der Willkür des sadistischen SS-Offiziers Kittel (Bernd Reheuser) ausgesetzt. Weil ausgerechnet dieser kaltblütige Killer den Jazz und die jüdischen Lieder der Sängerin
Chaja (Jannike Schubert) liebt, lässt er die Künstler gönnerhaft zunächst am Leben.
Das große Ensemble überzeugt durch die
Bank weg in der eindringlichen Inszenierung von Meinhard Zanger, zu der auch ein 30köpfiger Kinderchor zählt. Ergreifendes Theater, das nachwirkt. Dafür gab es langen Applaus.