Hamburger Morgenpost

Duell der zweieiigen Zwillinge

- Von STEFAN HENSEKE

Im ersten Moment bin ich verwirrt: Habe ich gerade das Auto gewechselt – oder sitze ich immer noch im Mazda MX-5? Die gleichen Knöpfe, die gleiche Mittelkons­ole, die gleichen Ablagen, exakt an der gleichen Stelle. Nur das Emblem im Lenkrad zeigt an, dass ich wohl doch nicht unter Autotester­Demenz leide. Ich sitze wirklich in einem Fiat 124 Spider, auch wenn der innen den Mazda doppelt. Was kein Wunder ist. Denn die Italiener haben ihre Cabrio-Legende kostengüns­tig wiederbele­bt – unter der Karosserie steckt die DNA des Japaners. Für uns Grund zu testen, wie ähnlich sich die zweieiigen Zwillinge wirklich sind.

Das Déjà-vu hat man aber nur, wenn man im Auto sitzt. Von außen betrachtet, wird die Verwandtsc­haft getarnt. Fiat hat den Mazda MX-5 entmuskelt. Die Roadster-Legende steht ja inzwischen sehr bullig auf der Straße – mit wuchtigen Kotflügeln und stark gewölbter Motorhaube. Fiat, ganz in der Tradition des Spider, setzt mehr auf Eleganz und hat den Roadster auf die Streckbank geschickt. Trotz identische­m Radstand (2,31 Meter) braucht der Spider eine um 16 Zentimeter längere Parklücke und knackt die 4-Meter-Marke (4,07 Meter).

Mit optischen Tricks wird dieser Eindruck verstärkt: Rippen ziehen die elegant wirkende Motorhaube des Spider in die Länge, der geteilte Kühlergril­l tilgt Aggressivi­tät aus dem Design. Und dazu kommt natürlich die Schwalbens­chwanz-Abrisskant­e am Heck aus dem SpiderUrah­n der 60er. Ein Blickfang. In der Disziplin „Fishing for compliment­s“setzt sich der Italiener klar durch. Parkt der Spider am Straßenran­d, wird er eindeutig öfter angeglotzt.

Gleiches Auto, gleicher Fahrspaß: Zaubert auch Fiat KartFeelin­g auf die Straße? In beiden Roadstern hängt der Hintern knapp über dem Asphalt – was eine gewisse Gelenkigke­it beim Aussteigen voraussetz­t.

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