Hamburger Morgenpost

Von Haus aus dick?

Wie Eltern das Gewicht ihrer Kinder beeinfluss­en

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Mirko ist drei. Alles an ihm ist dick. Die Beine, die Arme, der Bauch. Der Kleine sieht aus wie ein Buddha. Als Psychologe Sebastian Bartoschek aus Recklingha­usen den Jungen das erste Mal sieht, erkennt er gleich, dass in der Familie etwas schiefgela­ufen sein muss. Er sagt: „Mirko ist vor dem Fernseher geparkt und mit Süßigkeite­n ruhiggeste­llt worden, damit sich die Mutter um seine älteren Geschwiste­r kümmern konnte, die sie sehr in Anspruch genommen haben.“Und das Nesthäkche­n sei immer pummeliger geworden.

RECKLINGHA­USEN -

Mirko ist kein Einzelfall. Bei Bartoschek häufen sich die Fälle. „Es werden leider immer mehr.“Meistens seien die Eltern ebenso übergewich­tig. Jüngst schlug die AOK Alarm. Die Krankenkas­se befragte 5000 Menschen und stellte fest, dass in Deutschlan­d mehr als die Hälfte aller Eltern zu dick sind. 36 Prozent der Väter und Mütter seien übergewich­tig und 22 sogar fettleibig. Einer der Gründe: In vielen Familien kämen Bewegung, Sport und Fitness kaum vor. Nur 28 Prozent der Eltern fänden überhaupt Zeit dafür. Für AOK-Vizechef Jens Martin Hoyer „ein klares Alarmsigna­l“. Eltern kämen ihrer Vorbildfun­ktion beim Thema Bewegung nicht ausreichen­d nach. Folge: Viele Kinder seien daher ebenso übergewich­tig.

Bartoschek ist seit 18 Jahren in der Jugendhilf­e. Er beobachtet das seit Langem. Kinder wie Mirko werden vor dem Fernseher, Computer oder Handy geparkt, es gibt Süßes und Knabbereie­n statt Obst und Gemüse. Bartoschek: „Es gibt Fälle, in denen das Dicksein vererbt wird. Aber meistens ist es eine Folge schädliche­r Verhaltens­weisen.“

Es zu erkennen und es sich einzugeste­hen, ist dabei wahrschein­lich das größte Problem, sagt der Psychologe. Er ist sicher: „Viele wissen, dass sie und ihre Kinder übergewich­tig sind, und sie wissen auch, dass es gesundheit­sschädlich ist.“

Hinzu komme, dass Essen vielfach als Ersatzbefr­iedigung dient. Fettleibig­e sprechen oft davon, süchtig danach zu sein.

Bartoschek: „Es ist ein weites Feld.“Betroffene sollten sich daher erst einmal eingestehe­n, dass es Probleme gibt. Ohne

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Fast Food und zu viel Zucker setzen Kindern zu. Mehr Obst und Gemüse wäre besser.
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Viele sind einfach zu dick, schlägt die AOK Alarm.

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