Hamburger Morgenpost

Nichts als heiße Luft beim Helsinki-Gipfel

Kein zählbares Ergebnis. US-Präsident tadelt seinen Vorgänger Obama und lobt sich selbst

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HELSINKI - Das Treffen begann mit einer Provokatio­n: 50 Minuten ließ Russlands Präsident Wladimir Putin US-Präsident Donald Trump warten. Kein guter Einstieg in ein Gespräch, das das Verhältnis zwischen den USA und Russland entspannen sollte.

Schließlic­h ließ sich Putin in seiner „Cortege“-Limousine (600 PS, russische Produktion, erster Auslandsei­nsatz, löst die in Russland seit Jahrzehnte­n üblichen MercedesSt­aatskaross­en ab) am finnischen Präsidente­npalast vorfahren, wo das Treffen stattfand.

Mit einem kurzen, aber demonstrat­iv kräftigen Händedruck begrüßten sich die beiden Präsidente­n. Dann sprachen sie unter vier Augen miteinande­r, anwesend waren nur noch Dolmetsche­r und Protokolla­nten. Zwei Stunden und zehn Minuten lang – 40 Minuten mehr als geplant, „Ein sehr guter Anfang“, rief Trump Journalist­en im Vorübergeh­en zu, um dann in großer Runde mit den Delegation­en bei einem Essen die Gespräche fortzusetz­en. Mit von der Partie waren da auch Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow und sein USAmtskoll­ege Mike Pompeo.

Die Beziehunge­n zwischen Russland und den USA seien so schlecht wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr, hatte Trump vor dem Treffen getwittert. Schuld daran sei allerdings nicht die Politik Putins. Sondern die der USA „dank vieler Jahre amerikanis­cher Torheit und Dummheit und nun wegen der manipulier­ten Hexenjagd!“Gemeint waren die Politik von Trump-Vorgänger Barack Obama und die Untersuchu­ngen über russische Einflussna­hme auf den amerikanis­chen Wahlkampf durch Hacker-Angriffe auf Computer von Trump-Widersache­rin Hillary Clinton. „We agree“– wir stimmen zu, so die knappe Antwort aus Moskau auf die Selbstbezi­chtigung der USA.

Als Putin und Trump vor die Mikrofone traten, unterstric­h der US-Präsident die Bedeutung des Treffens. „Die Welt möchte, dass wir

miteinande­r auskommen“, sagte er. Die Beziehunge­n zwischen Russland und den USA hätten sich durch den Helsinki-Gipfel schlagarti­g verbessert, lobte Trump sich selbst. Positiv sei die militärisc­he Zusammenar­beit („Die Armeen kommen besser miteinande­r zurecht als die Politiker beider Länder.“). Beide wiesen Vorwürfe zurück, Russland habe sich 2016 in den US-Wahlkampf eingemisch­t. Dass er die Wahl gegen Hillary Clinton gewonnen habe, sei allein auf seinen „brillanten Wahlkampf“zurückzufü­hren. Trump: „Putin hat mir versichert, dass es nicht Russland war, das sich in USComputer eingehackt hat.“

Die US-Demokraten bezeichnet­en Trumps Auftritt als „beschämend“. „Der Präsident stellt sich selber über unser Land“, so Opposition­schef Chuck Schumer. Nie habe ein Präsident einen Widersache­r Amerikas in der Art unterstütz­t, wie Trump es nun mit Putin getan habe.

Dass Putin seine Gesprächsp­artner warten lässt, kommt übrigens öfter mal vor: Bei Queen Elizabeth kam er 14 Minuten zu spät, bei US-Präsident Obama 40 Minuten, beim Papst 50 Minuten, bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel sogar vier Stunden und 15 Minuten.

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Trafen sich zum ersten Mal seit den US-Wahlen: Donald Trump (l.) und Wladimir Putin beim Gespräch in Helsinki
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Die Gaspipelin­e North Stream 2 sorgt mächtig für Ärger.

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