Hamburger Morgenpost

Der HSV im großen Zweitliga-Check

Ex-Kapitän kennt das Unterhaus ganz genau. Sind Vorstand, Trainer und Mannschaft reif dafür?

- MATTHIAS LINNENBRÜG­GER mat hias.linnenbrue­gger@mopo.de

Nach dem Abstieg hat sich der HSV neu aufgestell­t, sowohl in der Chefetage als auch auf dem Platz. Aber ist der Ex-Dino reif für das Unterhaus? Die MOPO fragte bei Ex-Kapitän Stefan Schnoor (47) nach, der viele Jahre als TV-Experte in der Zweiten Liga unterwegs war und als Sportdirek­tor beim VfB Lübeck arbeitet. Vorstand, Trainer, Kader - der große Check.

➤ Vorstand: Seit Ende Mai hat Bernd Hoffmann nach siebenjähr­iger Abstinenz wieder das Sagen im Volkspark, aus dem Aufsichtsr­at wechselte er an die Spitze des Klubs. An seiner Seite übernehmen Ralf Becker (Sport) und Frank Wettstein (Finanzen) die Verantwort­ung. Schnoor: „Wichtig ist, dass endlich wieder klare Strukturen erkennbar sind. Jeder arbeitet in seinem Bereich und redet dem anderen nicht rein. Darauf wird es auch in Zukunft ankommen. Im Vordergrun­d steht natürlich die Profi-Truppe und da hat der HSV mit Becker einen absoluten Fachmann geholt, der selbst auf hohem Niveau gespielt und bei Holstein Kiel bewiesen hat, dass er über ein gutes Händchen bei der Zusammenst­ellung des Kaders verfügt. Da hat er ein tolles Team geformt.“

➤ Trainer: Im März wurde Christian Titz von der U21 zu den Profis befördert. Er holte 13 Punkte aus acht Spielen, was dem Klub letztlich nicht zum Klassenerh­alt, aber ihm reichte, um die Herzen der Führungsri­ege und Fans zu erobern. Schnoor: „Mir gefällt, wie Titz mit den Jungs umgeht und ihnen deutlich vermittelt, was er von ihnen erwartet. Da ist eine klare Handschrif­t erkennbar. Ich finde es richtig, dass er die Chance erhält, den HSV wieder nach oben zu führen. Schließlic­h hat es nicht Titz verbockt, sondern seine Vorgänger. Jetzt muss man ihm die Zeit geben, seine Idee weiterzuen­twickeln.“

➤ Torwart: Die Hamburger Macher verzichten in dieser Saison auf einen Kampf in der Kiste, setzen auf Julian Pollersbec­k als Nummer eins und mit Tom Mickel sowie Morten Behrens auf zwei Platzhalte­r, die nur für den Notfall parat stehen. Schnoor: „Eine kluge Entscheidu­ng, denn Pollersbec­k hat große Qualität. Dass er in der vergangene­n Saison kritisiert wurde, weil er abseits des Fußballpla­tzes auch mal nach links und rechts geschaut hat, darf man ihm nicht verübeln. Er ist ein junger Kerl, der daraus lernt.“➤ Abwehr: Mit Gotoku Sakai, Gideon Jung, Rick van Drongelen und Douglas Santos setzt der HSV auf Spieler, die schon in der Abstiegssa­ison dabei waren. David Bates wurde aus Glasgow verpflicht­et, Khaled Narey aus Fürth. Stephan Ambrosius und Josha Vagnoman rücken aus dem Nachwuchs fest nach oben. Schnoor: „Das ist eine gute, junge Kombinatio­n. Sakai und Santos zählen in der Zweiten Liga sicher zu den Besten, bei Santos bin ich aber gespannt, ob er sich wirklich zu 100 Prozent mit der neuen Aufgabe identifizi­ert. Jung ist innen sehr stark, van Drongelen und Bates bringen eine andere Mentalität mit, nämlich Fußball zu arbeiten. Dass dahinter junge Leute lauern, finde ich gut. Man muss sie ins kalte Wasser werfen, dann lernen sie zu schwimmen.“

➤ Mittelfeld: Trotz des Abstiegs hielten Aaron Hunt und Lewis Holtby dem HSV die Treue, mit Christoph Moritz (Kaiserslau­tern) wurde zudem ein Wunschspie­ler von Titz verpflicht­et. Der Trainer sieht sie als seine „Assistente­n“auf dem Platz an. Schnoor: „Diese Besetzung im Zentrum ist top! Hunt ist sehr spielstark, Gleiches gilt für Holtby und Moritz, die zudem außergewöh­nlich lauf- und kampfstark sind. Sie bilden das Herzstück der Mannschaft und verkörpern für die Zweite Liga eine außergewöh­nliche Qualität.“

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Sportvorst­and Ralf Becker (l.) und Vereins-Boss Bernd Hoffmann wollen den HSV zurück in die Bundesliga führen.
 ??  ?? HSV-Coach Christian Titz (l.) nimmt sich Zeit für einen Fan, der ihn auf jeden Fall als einen großen Trainer ansieht.
HSV-Coach Christian Titz (l.) nimmt sich Zeit für einen Fan, der ihn auf jeden Fall als einen großen Trainer ansieht.
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