„Ich bin ein Alles-odernichts-Typ“
VON A BIS Z St. Pauli-Trainer Markus Kauczinski gibt in der MOPO bisher unbekannte Einblicke
Sieben Monate und neun Tage ist Markus Kauczinski nun Trainer des FC St. Pauli. Was aber macht der 48-Jährige, wenn er nicht auf dem Trainingsplatz oder am Spielfeldrand steht? In Maria Alm hat sich Kauczinski ausführlich für die MOPO Zeit genommen – und stellt sich vor. Von A bis Z.
Auto: Ich bin kein AutoFreak. Vom Verein habe ich einen Seat und privat fahre ich einen BMW. Bücher:viel Ich lese und eigentlich alles. Romane oder Sachbücher. Ich mag die Krimis von Jo Nesbo, lese gerade „Die Tyrannei des Schmetterlings“von Frank Schätzing.
Calhanoglu: Grandiose Freistöße fallen mir dazu ein. Ich habe eine Szene im Kopf vom Spiel in Darmstadt, als wir mit dem KSC von der 3. in die 2. Liga aufgestiegen sind. Hakan hat beim Stand von 0:0 einen aus 35 Metern in den Winkel gehauen – das war der Aufstieg. Den Radio-Kommentar danach haben wir uns immer wieder angehört, weil es so grandios war.
Druck: Damit gehe ich sportlich um. Ich liebe den Job und Druck gehört dazu. Das muss man aushalten können. Außerdem: Jeder Mensch muss in seinem Beruf etwas leisten.
Essen: Ich bin ein Genussmensch, esse alles durch die Bank – mal ein Steak mit Salat, mal eine Linsensuppe oder einen Möhreneintopf. Ich habe mir selbst das Kochen beigebracht, probiere gern was aus. Am Herd kann ich mich sehr schön entspannen.
Familie: Es macht für mich den Sinn des Lebens aus nach Hause zu kommen, dass man füreinander da ist, dass man sich aufeinander verlassen kann und sich Halt gibt – vorbehaltlos und bedingungslos. Gelsenkirchen: Ich bin im Stadtteil Ückendorf geboren. In der Stadt gibt es viele liebe, ehrliche und direkte Menschen. Meine Schwiegermutter und mein 53 Jahre alter Bruder Uli, ein Unternehmensberater mit eigener Firma in Recklinghausen, leben aus der Familie noch dort. Auch meine frühere Clique von 30 Leuten gibt’s noch. Alle sind SchalkeFans. Bei Schalke habe ich als Co-Trainer der U15 angefangen, danach die U16 drei Jahre lang betreut, bevor ich 2001 zum KSC ging.
Hobbys: Neben dem Lesen und Koc en fahre ich gern Rad.
Ingolstadt: Das war eine kurze und intensive Zeit für mich. Nach der Trennung habe ich zwei, drei Monate gebraucht, um das zu verarbeiten. Irgendwann lernt man, dass Niederlagen dazugehören und dass es jeden irgendwann mal erwischt. Bis dahin war es für mich immer nur aufwärtsgegangen. Jugend: Die war schön. ch ha e liebevolle Eltern gehabt, bin behütet aufgewachsen, dennoch auf der Straße groß geworden – mit auf die Bäume klettern, auf dem Fahrrad rausfahren und gucken, wo gekickt wird. Im Innenhof haben wir Kellerfenster-Zielschießen mit dem Ball gemacht.
Ich bin noch daKiez:bei,
alles zu erkunden. Ich fühle mich da wohl. Ich mag die Leute, die Offenheit – ich sehe Parallelen zu Gelsenkirchen.
Luxus: Ich brauche nichts zum Vorzeigen. Dass ich Cabrio fahren kann, macht mich glücklich.
Musik: Ich höre von morgens bis abends alles – von Hardrock über Chilling Lounge bis Chansons. Letztens habe ich Hildegard Knef gehört: „Ich bin zu müde, um schlafen zu gehen.“In meiner Playlist ist alles durcheinander. Ich habe Konzerte von U2, Sting, UB40 gesehen, Michael Jackson im Parkstadion erlebt. Natur: Die ist etwas Großartiges. Wir haben kürzlich eine Reise am Wasser entlang gemacht: St. Peterburg, Tallinn, Stockholm und Helsinki – ich mag die Verbindung von Stadt und Wasser, was auch Hamburg ausmacht. Ich finde auch das Panorama der Berge schön, obwohl ich kein Wanderer bin.
Ordnung: Ich habe gelernt, dass eine gewisse Ordnung sein muss, um Dinge besser zu händeln. Aber ich habe gern Leute um mich herum, die Ordnungsfreaks sind – wie meine Frau.
Party: Ich bin kein Tänzer. Aber wenn ich Party mache, dann richtig. Ich bin ein Alles-oder-nichts-Typ.
Dann gehe ich ab – oft bis zum Schluss.
Qual:Ich habe in meiner Jugend vier, fünf, sechs Stunden Sport täglich gemacht. Ich war ausgelaugt und ausgequetscht. Mit 27, als ich richtig Trainer geworden bin, habe mit einem Mal aufgehört. Denn ich musste für meinen Unterhalt selbst auf ommen und zwei, drei Jobs machen, um mein Studium zu finanzieren.
Relegation: Das ist kein Trauma für mich. Das waren Alles-oder-nichts-Spiele. Besondere Momente, wo es kein Zurück, eine Entscheidung gibt. Das sind Dinge, die im Kopf bleiben. Wo gibt es Spiele, über die man noch in zehn Jahren redet? Spleen: Ich habe nicht wir lich eine Macke. Aber wenn ich etwas tue, dann mache ich es manchmal bis zum Umfallen.
TV-Serien: Ich bin mit Flipper und Bonanza groß geworden. Heute kann man ja selbst Serien auswählen. Bei Netf ix ziehe ich mir was raus, und dann kann es sein, dass ich die ganze Nacht gucke, wenn mich was fesselt. Wie Sense8, Berlin Station, Suits. The Punisher habe ich in einem Stück verschlungen. Urlaub: Alles! Meine Frau und ich sind gern auf Sylt. Das ist unser RunterkommOrt. Aber ich bin einer, der nicht lange ruhen kann. Ich habe auf Kreta drei Tage gelegen, danach war ich rastund ruhelos. In New York habe ich meine Frau und meinen Sohn quasi hinter mir hergezogen, die habe ich überall mit hingeschleppt.
Vorbilder: Habe ich nicht wirklich. Höchstens in Teilbereichen. Mein früherer Schalker A-Jugendtrainer Klaus Fischer war in gewisser Weise Vorbild, weil er ein Top-Stürmer und trotzdem sehr bodenständig und ein normaler Mensch war. Weißbier: Das gibt es gar nicht mehr bei mir. Als Jugendlicher habe ich noch alles getrunken, was modern war. Das fing mit Genever an. Auch Bier. Aber dem habe ich völlig abgeschworen. Ich trinke heute lieber entspannt einen Wein.
X-Mas: Mittlerweile genieße ich Weihnachten, speziell das Zusammenkommen der Familie, weil es sonst wenige Gelegenheiten gibt.
Yps-Hef e: Ich habe alle gehabt – mit Überlebenszelt, Kompass oder den Drachen, die man zusammenbauen konnte.
Zelten: Früher ja – mit der ganzen Clique nach Zandvoort in Holland, mit 30 bis 40 Leuten über Pfingsten – bis zum Umfallen. Heute tue ich das aber mir und meinem Rücken nicht mehr an.