Hamburger Morgenpost

Job in Krisenzeit­en

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Erstens: Mich interessie­ren lokale Themen.

Zweitens: Ich mag das Gefühl, eine Zeitung in den Händen zu halten.

Drittens: Als Journalist erfahre ich das, was morgen oder übermorgen in der Zeitung steht, oft ein bisschen früher, manchmal finde ich es sogar selbst heraus.

Viertens: Die MOPO steht heute längst nicht mehr nur für die gedruckte Zeitung. MOPO.de ist das reichweite­nstärkste regionale Nachrichte­n-Portal im Norden. Als MOPO-Volontär kenne ich den Zeitdruck, den das schnelle digitale News-Geschäft mit sich bringt. Hier sind die Herausford­erungen ganz andere, hier zählt oft jede Minute.

Der Umbruch und sinkende Auflagenza­hlen bringen manchmal Unsicherhe­it, ja. Aber die Zeit ist auch unheimlich spannend – für Journalist­en gibt es viel Neues auszuprobi­eren: Wir produziere­n Videos, Hintergrun­dstücke, entwickeln neue Formate fürs Netz. „Aussterben“? Von wegen.

Wir Volos, wie wir uns abgekürzt nennen und genannt werden, sind oft die Männer und Frauen für alle Fälle. Für die MOPO mache ich Sachen, die ich als Student, als Azubi oder im Alltag als 20Jähriger nie gemacht hätte.

Ich bin ein Wettrennen gegen die U-Bahn gelaufen – im Vollsprint von St. Pauli bis zum Rödingsmar­kt, die Kamera auf dem und das Ziel im Kopf: schneller sein als der Zug! Hat geklappt.

Letztens durfte ich auf dem Dom jedes Fahrgeschä­ft testen – bezahlt habe ich den Adrenalin-Check mit vorübergeh­ender Übelkeit und wackeligen Beinen.

Vor zwei Wochen stand ich mit einem UFC-Kämpfer beim Mixed Martial Arts, kurz MMA, zum Training im härtesten Kampfsport der Welt auf der Matte. Ohne jede Faust-Erfahrung von einem Käfig-Kämpfer gestählt, was für eine Erfahrung! Das beste daran: Ich erlebe die Dinge nicht nur, ich schreibe sie auch noch auf. Das bringt noch mal so viel Spaß.

Besonders war auch mein Bad in der Alster, am Schwanenwi­k bin ich ein paar Bahnen gekrault. Auch wenn meine Füße von den Steinen am Grund zerkratzt und ich von der trüben Brühe ang ekelt war – so einen Bad Blick hatte ich noch nie!

Als Volo recherchie­re u schreibe ich aber nicht nur bunte Geschichte­n, sondern bekomme auch einen tiefen Einblick in die Problemfel­der unserer Gesellscha­ft. Vor einem Jahr habe ich mich gemeinsam mit meinem Kollegen Daniel Gözübüyük auf 20 Wohnungen in Hamburg beworben und aufgedeckt, wie rassistisc­h die Vergabe abläuft. Ich bekam bei gleichem Lebenslauf zehn Einladunge­n zur Besichtigu­ng, Daniel mit seinem türkischen Nachnamen nur drei.

Im Januar 2019 endet mein Volontaria­t und ich kann schon jetzt sagen: Das mit dem Journalism­us war eine sehr gute Wahl.

 ??  ?? Den Adrenalin-Check auf dem Dom inklusive Puls-Messung nach jeder Fahrt habe ich mit vorübergeh­ender Übelkeit bezahlt.
Den Adrenalin-Check auf dem Dom inklusive Puls-Messung nach jeder Fahrt habe ich mit vorübergeh­ender Übelkeit bezahlt.
 ??  ?? Mein mit Abstand schönstes Bad in Hamburg habe ich am Schwanenwi­k genommen.
Mein mit Abstand schönstes Bad in Hamburg habe ich am Schwanenwi­k genommen.
 ??  ?? Im April 2017 habe ich in Altona Bierschneg­el gefunden – die Schnecken galten als ausgestorb­en.
Im April 2017 habe ich in Altona Bierschneg­el gefunden – die Schnecken galten als ausgestorb­en.
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