Vom Heroin-Junkie zum YouTube-Star
$ick liest am Nobistor
Wenn die Vergangenheit schmerzt, dann macht es Sinn, darüber zu reden. Seit 2012 redet $ick via YouTube über sein Leben. Über 25 Jahre Heroin, zehn Jahre Kokain, XTC, Cannabis, Amphetamine oder Rohypnol. Über ein polytoxisches Dasein. Über acht Jahre in verschiedenen JVAs. Über ein volles, krankes, verrücktes, aber am Ende doch auch schönes Leben.
Die Biografie-Serie „Shore, Stein, Papier“– das steht für Heroin, Koks und Geld – ist ein Beispiel dafür, wie man vom Vollzeit-Junkie zum YouTube-Star werden kann. 380 Folgen von „Shore, Stein, Papier“gibt es im Netz – und $ick erzählt hier unglaublich direkt aus seiner Vergangenheit. Oft sitzt er dabei einfach an seinem Küchentisch. Direkt und brutal klingt das, was er erzählt. Aber auch komisch und manchmal sehr zärtlich und emotional.
Die Literatur kennt einige Beispiele spannender Junkie-Texte, man denke etwa an „Junkie“von William S. Burroughs, an „Trainspotting“von Irvine Welsh oder auch an manches von Jörg Fauser. Mit $icks Geschichten, die inzwi- schen auch als Buch erschienen sind, gibt es eine neue Perspektive auf ein altes Thema: nämlich darauf, wie es ist, Unmengen von Drogen zu nehmen und Mist zu bauen.
Heute ist $ick clean. Seine YouTube-Erzählungen wurden inzwischen mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Eine literarische Lesung im klassischen Sinn wird es nicht werden – $icks literarischer Sound aus dem Knast- und Drogen-Milieu ist roh und ungeschliffen, aber gerade deswegen authentisch und überaus fesselnd. Der Mann, der sich $ick nennt, ist inzwischen Anfang 40. „Die ständige Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit hält mich clean“, sagt er heute. Nun will er einen Verein gründen, um Jugendliche vor Drogenmissbrauch zu warnen.
➤ Sommer in Altona: Donnerstag, 2. August, Nobistor 42, 20 Uhr, Karten ab 22 Euro