Eisbär-Drama bei Kreuzfahrt
Tier nach Attacke auf deutsches Crew-Mitglied erschossen
OSLO - Er sollte ausspähen, ob ein Landgang für Touristen sicher ist. Er war dafür ausgebildet. Gemeinsam mit anderen Eisbärenwächtern erkundete ein deutsches Crew-Mitglied des Kreuzfahrtschiffes „MS Bremen“eine Insel, die zu Spitzbergen im Norden Norwegens gehört. Doch sicher war es keineswegs. Der Deutsche wurde von einem Eisbären angegriffen und am Kopf verletzt. Die Urlauber kamen dabei nicht zu Schaden, sie blieben auf dem Kreuzfahrtschiff.
Ole Jakob Malmo von der Polizei in Svalbard, wie die Inselgruppe in Norwegen genannt wird, sagte, ein Hubschrauber habe den Verletzten ins Krankenhaus von Longyearbyen, dem Hauptort der arktischen Inselgruppe, geflogen. Der Mann sei ansprechbar und außer Lebensgefahr, ergänzte Negar Etminan vom Veranstalter Hapag-Lloyd Cruises. Andere Wächter hätten den Eisbären „aus Gründen der Notwehr“erschossen. Weitere Crewmitglieder und Passagiere waren nicht betroffen.
Die Polizei will den Vorfall dennoch untersuchen. Der erschossene Bär solle in Longyearbyen obduziert werden. Die Behörden der Region warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. Im Jahr 2015 verletzte ein Polarbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfinsternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam.
Der Kreuzfahrtveranstalter Hapag-Lloyd Cruises wirbt für die Reisen nach Spitzbergen mit dem Versprechen, die Passagiere könnten dort „Arktis pur“erleben. „Wo Eisbären die Wildnis regieren“, heißt es auf der Webseite, „bestimmt die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage“.
Dass Urlauber an Land Eisbären beobachten sollen, sei aber nicht geplant, das geschehe von Bord aus, sagte Unternehmenssprecherin Erminan. Eine zehntägige Reise mit der „MS Bremen“, die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro.