Alster wird zum Fisch-Friedhof
Wegen der extremen Hitze: Hamburgs Hechte, Karpfen und Schleien sterben zu Tausenden. Experte: „So schlimm war es noch nie“
Es ist ein Naturparadies. Rund um die Fuhlsbüttler Schleuse sieht man jetzt Haubentaucher, plüschige Blesshuhn-Küken sowie Schwanenfamilien, die elegant über das Wasser gleiten. Doch vor der Schleuse ist es mit dem Idyll vorbei. Dort treiben Hunderte tote Fische in der Alster. Wegen der Hitze sterben sie jetzt in allen Hamburger Gewässern. „Unsere Familie lebt seit drei Generationen hier. So schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie“, sagt Wolfgang Töns (62), der Betreiber des Bootsverleihs „Zur Ratsmühle“. Er zeigt auf das flache Wasser am Ufer. „Normalerweise gibt es um diese Zeit hier viele Jungfische. Keine mehr zu sehen“, sagt er.
Es ist der sinkende Sauerstoffgehalt, der den Fischen zu schaffen macht. Besonders betroffen sind stehende Gewässer. An der Fuhlsbüttler Schleuse, der Wandsbeker Mühlenschleuse sowie im Regenrückhaltebecken Erich-Kästner-Ring (Bramfeld) sind die meisten Tiere verendet. „Wir haben am Wochenende dort fast fünf Tonnen tote Fische geborgen – vom Hecht bis zur Schleie. Das ist schon enorm“, sagt Björn Marzahn, Sprecher der Umweltbehörde. Er geht davon aus, dass das Fischsterben noch lange nicht vorbei ist, denn das Wetter hält an.
Vier Milligramm Sauerstoff pro Liter, ab diesem Wert wird es für Fische kritisch. Ab einem Milligramm lebt kein Fisch mehr. Die Tarpenbek liegt derzeit sogar deutlich darunter. Dort wurden nur 0,1 Milligramm gemessen, in der Wandse 0,7 Milligramm. In der Elbe sieht es derzeit noch etwas besser aus. Bei bis zu 26 Grad
Wassertemperatur beträgt der Sauerstoffgehalt bei Bunthaus derzeit 4,4 Milligramm. In der Alster (Lombardsbrücke) betrug der Sauerstoffgehalt gestern 4,2 Milligramm.
Welche Fische besonders betroffen sind? „Alle. Es gibt keine Art, die jetzt mehr als eine andere leidet“, sagt Behördensprecher Marzahn. Trotz der enormen Menge toten Fisches sei keine Art in ihrem Bestand gefährdet. Die Umweltbehörde bittet Angler und Badewillige, Wasserstellen mit toten Fischen zu meiden. Wer große Mengen Kadaver entdeckt, kann sich an die Umweltbehörde wenden (Tel. 428 40 23 00). Den Gewässern künstlich Sauerstoff zuzuführen, ist laut Behörde übrigens nicht praktikabel. Helfen könnten den Fischen einzig langfristige Maßnahmen wie die Renaturierung von Flüssen und Bächen sowie Fischtreppen.