So teuer werden die Dürreschäden
Streit um Geld für Ernteausfälle. Greenpeace warnt vor „Fass ohne Boden“
BERLIN - Es ist heiß. Es ist trocken. Es ist dürr. Während die Großstädter unter der Hitze „nur“ächzen, fürchten viele Landwirte um ihre Existenz. Muss der Staat mit Steuergeld helfen?
„Wir rechnen allein beim Getreide mit einem Minus von 1,4 Milliarden Euro, dazu kommen Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und Grünfutter“, klagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Er fordert wegen der drohenden Ernteausfälle mindestens eine Milliarde Euro Soforthilfe (MOPO berichtete). Doch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) lehnt dies erst einmal ab. Für viele Bauern gehe es zwar um die „blanke Existenz“, erklärt sie, anderen gehe es aber noch immer gut. Deshalb will die Ministerin den endgültigen Erntebericht Ende August abwarten, um auf einer verlässlichen Datenbasis entscheiden zu können. Zudem seien zuerst die Bundesländer in der Pflicht, ihren Bauern zu helfen. Rechtlich ist die Basis für Hilfen aus dem Bundeshaushalt erst ab einem Ernterückgang von mindestens 30 Prozent gegeben.
Doch die Diskussion dreht sich nicht mehr nur um die Frage, ob und wann DürreBeihilfen gezahlt werden. Es geht um Grundsätzliches. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will die Landwirtschaft aufgrund der Erfahrungen dieses Sommers „krisenfester“machen. „Es geht um eine kluge Anpassung an die jetzt schon nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das funktioniere nur, wenn künftig Umwelt-, Natur- und Klimaschutz fester Bestandteil der Agrarpolitik würden. „Dann wäre die Landwirtschaft krisenfester – und damit auch ökonomisch robuster.“
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt angesichts der Forderungen nach Subventionen vor ei-
nem „Fass ohne Boden“, wenn die Branche ohne ein Umsteuern bei der nächsten Dürre wieder Hilfen bekommen müsste. „Statt eine Milliarde Euro zusätzlich an Subventionen zu verpulvern, sollte das Geld eingesetzt werden, um die massiven Treibhaus-Emissionen aus dem Agrarsektor zu reduzieren und die Landwirtschaft der Erdüberhitzung anzupassen“, erklärte die Organisation. Auch Anton Hofreiter (Grüne) will Hilfen an konkrete Bedingungen knüpfen. Bauern müssten ökologischer wirtschaften.