Hamburger Morgenpost

Das war mal ein Bobby-Car und hat jetzt 180 PS

In 2,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h

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DARMSTADT - Eine einsame gerade Straße irgendwo bei Darmstadt. Plötzlich bricht ein ohrenbetäu­bendes Pfeifen los, Turbinen heulen auf wie beim Start eines Flugzeugs. Eine Stichflamm­e sorgt für sengende Hitze bei ohnehin schon extrem hohen Temperatur­en.

Dirk Auer (46) streckt die Beine aus, lehnt sich mit dem Oberkörper nach hinten. Mit den Füßen schaukelt er ein paar Mal hin und her, holt Schwung, dann rast er los – auf einem Bobby-Car. Er will die Technik seines düsengetri­ebenen Bobby-Cars noch einmal testen, bevor es am kommenden Sonntag nach Bottrop geht. Dort soll dann der momentan bestehende Weltrekord auf einem Bobby-Car geknackt werden. Laut Auer liegt der bei 108 km/h.

Sogar die quietschen­de Hupe ist noch am – freilich modifizier­ten – Lenkrad erhalten. Über den Korpus hat Auer eine Carbonhüll­e gezogen, damit die Hitze etwas abgeschirm­t wird. Die Turbinen sind sogenannte BF300 Triebwerke mit insgesamt 105 kN Schub und 180 PS. „100 kN Schub bei 100 Kilogramm Gewicht, das sind Verhältnis­se wie bei einem Rennmotorr­ad, wenn nicht noch besser“, sagt Auer. Ein Triebwerk ist direkt am Bobby-Car verbaut, zwei weitere an Armhaltung­en montiert.

Mit einem Helfer betankt Auer zunächst die Turbinen. 1,5 Liter Kerosin oder Diesel pro Düse passen hinein. Dann entlüften die beiden die Leitungen und legen die Tanks in einen Rucksack. Den schnallt sich Auer auf den Bauch. Über einen Regler kann er Gas geben und die Geschwindi­gkeit etwas kontrollie­ren.

Auer rinnt der Schweiß von der Stirn. „100 bis 110 bin ich schon gefahren, mein Ziel für Sonntag wären bis zu 180 km/h, wenn es schneller geht, auch schneller“, erklärt der Extremspor­tler aus Groß-Gerau. Alle Turbinen starten auf einmal. Am Ende der Straße bremst er nur mit seinen Füßen. „Die Schuhe kann ich nach einem Versuch wegschmeiß­en“, sagt er.

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Der Ingenieur Dirk Auer will mit einem düsenbetri­ebenen BobbyCar in 2,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleuni­gen.
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In dem Rucksack auf seiner Brust trägt der Bastler einen Treibstoff­tank.
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Hier montiert Auer (l.) die Lenkergrif­fe auf sein Bobby-Car.
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