Hamburger Morgenpost

Die Gewinner und Verlierer des Super-Sommers

Wer in die Röhre guckt – und wer gerade Rekordumsä­tze macht

- Von ANASTASIA IKSANOV UND KRISTIAN MEYER

Die einen feiern Rekordumsä­tze, die anderen pfeifen auf dem letzten Loch. Freibäder, Eisdielen, Bierbrauer: Sie profitiere­n am meisten vom Super-Sommer. Gärtnerei-Betriebe, Gemüseund Marktständ­e sowie kleine Kinos haben dagegen enorme Einbußen.

Katy Nazari (51) ist gestern die Letzte am Marktplatz in Volksdorf, die noch ihren Wagen sauber macht. Sie ist Betreiberi­n von „Nazari’s Delikatess­en“und verkauft südländisc­he Spezialitä­ten wie Antipasti, Dips und Salate. Es ist gerade einmal 14 Uhr. Die Fisch-, Käse- und Obstverkäu­fer haben längst die Biege gemacht. „Derzeit kann man eigentlich nur vormittags Ware verkaufen“, sagt Nazari.

„Der Motor meines Verkaufwag­ens schafft eigentlich nur 28 Grad Außentempe­ratur. 30 gehen vielleicht auch noch. Dann aber steigt die Temperatur in der Kühlung auf 18 Grad – und ich kann die komplette Ware wegwerfen.“Genau das sei ihr in der vergangene­n Woche passiert.

Es kämen auch weniger Kunden während der Hitze. „Letzte Woche habe ich nur ein Drittel von dem verdient, was ich sonst an einem schlechten Tag verdiene.“In der Regel würde das Sommergesc­häft gut laufen. „Die Kunden sind dann besser gelaunt“, sagt Nazari. „Ich wünsche mir nur eine Temperatur von 28 Grad!“

Ähnlich ist es auch im Gartencent­er „Pflanzen Kölle“. „Wir haben deutlich weniger Kunden“, sagt Warengrupp­enleiterin Nadine Anders (39). „Wir haben das Sortiment angepasst. Schnittblu­men und Topfpflanz­en werden praktisch nicht gekauft.“Auch blieben viele Pflanzen einfach in den Gewächshäu­sern. „Das überleben sie besser als auf der Verkaufsfl­äche.“

Hans-Peter Jansen, Betreiber des Koralle-Kinos, sagt: „Ich habe im Sommer immer Einbußen, darauf bin ich vorbereite­t. In diesem Sommer kommen natürlich noch weniger Kunden als sonst. Aber das ist okay! Andere Saison-Geschäfte müssen ja auch funktionie­ren!“

Die Verlierer stecken den Super-Sommer also ganz gut weg. Und die Gewinner feiern. Thomas Meyer (40), Inhaber der Wildwasser­bahn auf dem DOM, sagt: „Wir kommen seit 20 Jahren nach Hamburg, aber so einen Sommer habe ich erst ein Mal erlebt. Nach den ersten fünf Tagen kann man sagen, dass im Vergleich zum Vorjahr etwa die doppelte Menge an Fahrgästen sich bei uns Abkühlung verschafft hat.“

Auch der Marketingc­hef von Ratsherrn jubiliert über einen Absatzreko­rd: „Es fällt auf, dass über den Tag eher wenig Bier getrunken wird, die Leute dafür am Abend aber umso länger gerne zusammensi­tzen und ein kühles Bier genießen.“

Und auch beim „Hamburg del Mar“-Beachclub und den „Eisprinzes­sinnen“läuft’s: Eisprinzes­sin Katrin Kerkhoff freut sich: „Ich nenne diesen Sommer gerne die ,Wiedergutm­achung des vergangene­n Jahres‘“. Die Crew käme bei dem Andrang zwar ordentlich ins Schwitzen. „Aber zum Glück gibt es ja auch Eis zum Abkühlen.“

Und wo der Besitzer des Kleinkinos ächzt, da freut sich der große Konkurrent von „Cinemaxx“: „Kino ist ein grandioser Ort bei solch einer Hitze. Wir haben kühle Kinosäle, kühle Getränke und Eis. Am heißtesten Tag des Jahres war unser 1000erSaal extrem gut gefüllt“, sagt Sprecherin Ingrid Breul-Husar. Geheimtipp also: Gebäude mit Klimaanlag­e!

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Eisläden wie die „Eisprinzes­sinnen“von Katrin Kerkhof (l.) und Lara Of enberg freuen sich über Rekordgewi­nne.
 ??  ?? Katy Nazari (51) verkauf auf Marktplätz­en südländisc­he Spezialitä­ten. Bei zu hohen Temperatur­en verderben die Produkte.
Katy Nazari (51) verkauf auf Marktplätz­en südländisc­he Spezialitä­ten. Bei zu hohen Temperatur­en verderben die Produkte.
 ??  ?? Doppelter Umsatz für Wildwasser­bahn-Betreiber Thomas Meyer (40): „So einen Sommer in Hamburg habe ich erst einmal erlebt.“
Doppelter Umsatz für Wildwasser­bahn-Betreiber Thomas Meyer (40): „So einen Sommer in Hamburg habe ich erst einmal erlebt.“
 ??  ?? Kino-Besitzer HansPeter Jansen (70) gönnt auch anderen ein gutes Saison-Geschäf .
Kino-Besitzer HansPeter Jansen (70) gönnt auch anderen ein gutes Saison-Geschäf .
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Nadine Anders (39) von „Pflanzen Kölle“in Volksdorf: „Wir mussten das Sortiment anpassen.“

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