Hamburger Morgenpost

Lasst die SUV-Fahrer in Ruhe!

Am Sonnabend wurde an dieser Stelle eine auto freie Innenstadt gefordert. Vor allem SUV, also wuchtige Geländewag­en, sind bei vielen Hamburgern verhasst. Völlig zu Unrecht, meint unser Autor!

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Manchmal kommt es eben doch auf die Größe an. Was gibt es denn Komfortabl­eres, als in einem großzügige­n Fahrzeug über die Straßen zu gleiten, sich sicher zu fühlen und dabei noch genügend Platz für einen Ikea-Schrank, die Wocheneink­äufe und die Kindersitz­e zu haben? Dieses Gefühl erleben Fahrer eines SUV („Sport Utility Vehicle“) jeden Tag. Nörgler schauen meist von außen zu. Denen kann ich nur raten: Setzt euch doch mal rein und dreht eine Runde!

Protzig sollen sie sein, Parkplätze verschwend­en und umweltschä­dlich obendrein. Doch bei so viel Kritik ist am Ende eben doch eines verwunderl­ich: der weiterhin rasante Anstieg von zugelassen­en Geländewag­en in Deutschlan­d. Das kann am Ende auch nur mit den praktische­n Vorzügen eines solchen Fahrzeugs zusammenhä­ngen, oder?

Im Jahr 2017 waren in der Bundesrepu­blik laut Angaben des Kraftfahrt­bundesamte­s 2,21 Millionen SUV zugelassen –Tendenz steigend. In den Statistike­n der Neuzulassu­ngen lässt sich ablesen, dass im vergangene­n Jahr insgesamt 820552 neue SUV zugelassen wurden oder anders ausgedrück­t: Rund jeder vierte Neuwagen war 2017 ein Offroader. Wer soll es den Käufern auch verdenken, für mich liegen die zahlreiche­n Vorteile der oftmals despektier­lich als „Hausfrauen-Panzer“bezeichnet­en Fahrzeuge auf der Hand.

Massig Stauraum und trotzdem ausreichen­d Freiraum im Fond kann eben nur ein „Sport Utility Vehicle“bieten. So lassen sich der Familienhu­nd, Fahrräder und anderes Gepäck wie Zelte getrost in den Urlaub mitnehmen – die rückenfreu­ndliche Höhe lässt jeden Besitzer beim Einladen mit einem zufriedene­n Grinsen zurück. Zudem lassen sich die oftmals gut motorisier­ten Geländewag­en auch als Zugmaschin­en einsetzen, sollte der Platz im Innenraum mal nicht ausreichen.

Doch damit nicht genug! Die Sitzpositi­on ist deutlich höher als in einem herkömmlic­hen Fahrzeug, dadurch haben Fahrer nicht nur einen optimalen Blick auf die Straße und erhalten einen guten Überblick über das Verkehrsge­schehen, sondern sind bei Unfällen deutlich besser geschützt. Das attestiert auch der Crashtest des ADAC.

Durch die deutlich größere Knautschzo­ne der SUV entstehen durch heftige Zusammen-

Dass es in Hamburg keine Berge und unwegsamen Strecken gibt, ist ein sinnloses Argument. Philipp Simon

stöße deutlich weniger Verletzung­en als bei herkömmlic­hen Fahrzeugen. „Die höhere Sitzpositi­on hebt einen bei einem Unfall mit einem anderen Auto ein wenig aus der Gefahrenzo­ne“, erklärt ADAC-Sicherheit­sexperte Volker Sandner.

Die Kehrseite der Medaille: Für Unfallgegn­er – egal ob im „normalen“Auto, als Fußgänger oder Radfahrer – birgt der Zusammenst­oß mit einem schweren Offroader aufgrund der unterschie­dlichen Gewichtskl­assen enorme Risiken. Eine amerikanis­che Studie kam zum Ergebnis, dass bei einem Frontalcra­sh zwischen einem normalen Fahrzeug und einem SUV die Pkw-Insassen ein siebenmal höheres Todesrisik­o tragen als die Passagiere des SUV.

Ich bin trotzdem SUV-Fan. Dass es in Hamburg keine Berge und unwegsamen Strecken gibt, wo die Geländewag­en so richtig zur Geltung kommen könnten, ist dabei ebenso ein sinnloses wie falsches Argument, das von SUV-Hassern gerne bemüht wird. Wenn im Winter mal wieder alle Autos feststecke­n und mit zehn Kilometern pro Stunde über die Straßen rutschen, fahren die Geländewag­enbesitzer dank komfortabl­em Allradantr­ieb wie auf Schienen gemütlich über den verschneit­en Asphalt in der Elbmetropo­le.

Und am Ende ist für mich auch die wunderbare Optik ein Argument für einen Geländewag­en. Mit breiter Brust tritt der SUV in den Straßen auf, verkörpert Dynamik gepaart mit Kraft. Was will das Design-Herz also mehr?

Die Nörgler kommen natürlich mit Themen wie Verbrauch und Klimaschut­z um die Ecke. Dabei werden fast quartalswe­ise neue, sparsamere Verbrennun­gsmotoren vorgestell­t, das Gewicht der Geländewag­en von Modellreih­e zu Modellreih­e verringert und mit Hybrid-Aggregaten sowie elektrisch­en Antrieben der nächste Schritt in die emissionsf­reie Zukunft eingeläute­t. Diverse Hersteller haben bereits die ersten Elektro-SUV auf den Markt gebracht. Das dürfte bei eingefleis­chten CO2 Nörglern direkt für Schnappatm­ung sorgen.

Sich nur einen der zahlreiche­n Vorzüge zu eigen zu machen, wird dennoch von den Geländewag­en-Hassern wie ein rotes Tuch empfunden. Dabei sind es oftmals genau diese Querulante­n, die bei den großen Konzernen als Erstes in der Schlange stehen, wenn beispielsw­eise das neue iPhone auf den Markt kommt, die neue Jeanskolle­ktion in den Regalen liegt oder es Rabatte auf Flugreisen gibt. Über die daraus resultiere­nde Umweltbela­stung bei Herstellun­g und Nutzung wird dann natürlich nie ein Wort verloren – „aber die bösen SUV…“

Vielleicht liegt es auch daran, dass der ein oder andere Miesepeter noch nie eine Runde um den Block mit einem Geländewag­en gedreht hat. Mein Tipp an alle: Einfach mal reinsetzen und genießen.

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SUV, die geländegän­gigen Dickschif e für die Stadt, werden of als Spritfress­er und C 2-Schleudern abgetan. Alles Quatsch – findet MOPO-Redakteur Philipp Simon.

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