Hamburger Morgenpost

Rentengara­ntie soll „deutschen Trump“verhindern

ALTERSSICH­ERUNG SPD hat ihr Thema gefunden. Union kündigt schon Widerstand an

- STU

BERLIN - In der Großen Koalition kündigt sich neuer Ärger an – diesmal zwischen Union und SPD. Bei den Christdemo­kraten stößt eine Ankündigun­g von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) bitter auf, das Rentennive­au bis 2040 zu sichern – 15 Jahre länger als im Koalitions­vertrag vereinbart. Die Union will da nicht mitziehen.

„Stabile Renten verhindern einen deutschen Trump. Deshalb darf sich die Politik bei diesem Thema nicht drücken“, begründet Scholz in der gestrigen „Bild am Sonntag“. Ergo setzen die Sozialdemo­kraten darauf, die Union zu bedrängen, das Rentennive­au weit über das bisher vereinbart­e Jahr 2025 hinaus festzuschr­eiben – nämlich bis 2040.

„Wir werden darauf bestehen, dass die Bundesregi­erung ein stabiles Rentennive­au auch in den Zwanzigeru­nd Dreißigerj­ahren gewährleis­tet und ein plausibles Finanzieru­ngsmodell vorlegt. Das hat für uns hohe Priorität“, so Scholz weiter. „Wir hoffen auf einen Konsens in der Großen Koalition.“Um für den Fall einer Ablehnung durch die Union zu drohen, 2021 einen Rentenwahl­kampf führen zu wollen: „Sollte das nicht hinhauen, wird es eben ein Thema der politische­n Auseinande­rsetzung. Dann entscheide­n die Bürgerinne­n und Bürger diese Frage mit ihrem Kreuz auf dem Stimmzette­l.“

Die Antwort der Union ließ nicht lange auf sich warten: Fraktionsv­ize Hermann Gröhe (CDU) verwies auf die von der Bundesregi­erung eingesetzt­e Kommission, die Empfehlung­en für das Rentensyst­em ab 2030 ausarbeite­n soll. „Mit seiner markig vorgetrage­nen Vorfestleg­ung leistet Scholz der gerade erst begonnenen Kommission­sarbeit einen Bärendiens­t, ja gefährdet die Grundlagen ihrer Arbeit“, so Gröhe gestern. „Das mag dem anhaltende­n Umfragetie­f der SPD geschuldet sein, ist aber unverantwo­rtlich!“Gröhe gehört selbst der Kommission an.

Für die Rentenkomm­ission gehe es darum, ein auskömmlic­hes Alterseink­ommen zu sichern und zugleich die junge Generation und Deutschlan­ds Wirtschaft­skraft nicht zu überforder­n, erklärte Gröhe.

Im neuen Koalitions­vertrag ist vereinbart worden, das Rentennive­au bis 2025 bei 48 Prozent zu stabilisie­ren.

Das Rentennive­au ist das Verhältnis zwischen einer Rente nach 45 Jahren Durchschni­ttslohn und dem aktuellen Durchschni­ttsverdien­st – es zeigt, ob die Renten den Löhnen hinterherh­inken.

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Droht mit „Rentenwahl­kampf “: Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD).

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