Hamburger Morgenpost

„Wenn ich dich hier noch mal sehe, bist du tot“

Nach Prozess um einbetonie­rte Leiche: Verwandter wegen Bedrohung angeklagt

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Es war ein spektakulä­res Urteil, das das Landgerich­t am 31. August 2016 sprach: Koch Alfredo M. (52, Chef der „Casa Alfredo“) hatte einen Schutzgeld-Erpresser erschossen und einbetonie­rt – und wurde freigespro­chen. Jetzt steht ein Cousin des Getöteten wegen seines privaten Rachefeldz­uges vor Gericht: Er hatte den Koch vor dem Gerichtsge­bäude blutig geschlagen und soll ihn nach dem Freispruch mit dem Tode bedroht haben.

Die Attacke auf den Koch geschah am Vormittag des 28. Juni 2016 auf den Stufen des Strafjusti­zgebäudes, vor den Augen zahlreiche­r Zeugen, darunter auch ein Staatsanwa­lt.

Eyüp D. (50) hatte den Mann, der seinen Cousin in Notwehr getötet hatte, zunächst bepöbelt, ging Alfredo M. dann körperlich an, versetzte ihm laut Anklage eine Kopfnuss und mehrere Faustschlä­ge. Der Koch ging zu Boden, erlitt blutende Wunden am Kopf.

Wie durch eine weitere Anklage bekannt wurde, soll Eyüp D. den Restaurant­chef auch nach dem Freispruch weiter drangsalie­rt haben.

Alfredo M. hatte sein erfolgreic­hes Restaurant in St. Georg nach dem Prozess zunächst weiterbetr­ieben. Am 25. November 2016 soll Eyüp D. vor dem Restaurant aufgetauch­t sein, ein Metallgitt­er aus der Wand gerissen und gegen die Fenstersch­eibe getreten haben.

Wenig später, am 8. Dezember 2016, soll Eyüp D. dem Restaurant­chef vor der „Casa Alfredo“mit der Faust auf den Mund geschlagen und ihn bedroht haben: „Wenn ich dich noch einmal hier sehe, bist du tot!“Zum Prozessauf­takt verfolgte Eyüp D. die Anklagever­lesung mit versteiner­ter Miene, erklärte dann: „Ich möchte dazu nichts sagen.“

Der Prozess gegen den Koch Alfredo M. hatte 2016 für Aufsehen gesorgt, weil während der Hauptverha­ndlung herauskam, dass es sich bei dem Todesschus­s nicht um Totschlag, sondern um eine Verzweiflu­ngstat gehandelt hatte. Die Kammer war am Ende überzeugt, dass Alfredo

M. sich nach jahrelange­r Erpressung durch Ercan D. (✝ 49) nicht anders zu helfen wusste, als den vielfach vorbestraf­ten Mann im September 2015 in Notwehr mit dessen eigener Waffe zu erschießen und den Leichnam in einer Grube in seinem Restaurant

Die Familie des getöteten Erpressers hatte bei der Urteilsver­kündung für tumultarti­ge Szenen im Gericht gesorgt, gegen die Scheibe des Gerichtssa­als geschlagen und wüste Beschimpfu­ngen einzubeton­ieren. gegen das Gericht und den Koch ausgestoße­n.

Der Bundesgeri­chtshof bestätigte den Freispruch im vergangene­n Jahr. Der Prozess gegen den Cousin des Toten wird am 4. September fortgesetz­t. Dann soll Alfredo M. aussagen. Er hat die „Casa Alfredo“inzwischen aufgegeben.

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28. Juni 2016: Alfredo M. nach der Kopfnuss des Angeklagte­n
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Privater Rachefeldz­ug? Eyüp D. schlug den Koch blutig.
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November 2015: Die Polizei findet Ercan D. († 49) erschossen und einbetonie­rt in dem Restaurant „Casa Alfredo“.

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