„Wenn ich dich hier noch mal sehe, bist du tot“
Nach Prozess um einbetonierte Leiche: Verwandter wegen Bedrohung angeklagt
Es war ein spektakuläres Urteil, das das Landgericht am 31. August 2016 sprach: Koch Alfredo M. (52, Chef der „Casa Alfredo“) hatte einen Schutzgeld-Erpresser erschossen und einbetoniert – und wurde freigesprochen. Jetzt steht ein Cousin des Getöteten wegen seines privaten Rachefeldzuges vor Gericht: Er hatte den Koch vor dem Gerichtsgebäude blutig geschlagen und soll ihn nach dem Freispruch mit dem Tode bedroht haben.
Die Attacke auf den Koch geschah am Vormittag des 28. Juni 2016 auf den Stufen des Strafjustizgebäudes, vor den Augen zahlreicher Zeugen, darunter auch ein Staatsanwalt.
Eyüp D. (50) hatte den Mann, der seinen Cousin in Notwehr getötet hatte, zunächst bepöbelt, ging Alfredo M. dann körperlich an, versetzte ihm laut Anklage eine Kopfnuss und mehrere Faustschläge. Der Koch ging zu Boden, erlitt blutende Wunden am Kopf.
Wie durch eine weitere Anklage bekannt wurde, soll Eyüp D. den Restaurantchef auch nach dem Freispruch weiter drangsaliert haben.
Alfredo M. hatte sein erfolgreiches Restaurant in St. Georg nach dem Prozess zunächst weiterbetrieben. Am 25. November 2016 soll Eyüp D. vor dem Restaurant aufgetaucht sein, ein Metallgitter aus der Wand gerissen und gegen die Fensterscheibe getreten haben.
Wenig später, am 8. Dezember 2016, soll Eyüp D. dem Restaurantchef vor der „Casa Alfredo“mit der Faust auf den Mund geschlagen und ihn bedroht haben: „Wenn ich dich noch einmal hier sehe, bist du tot!“Zum Prozessauftakt verfolgte Eyüp D. die Anklageverlesung mit versteinerter Miene, erklärte dann: „Ich möchte dazu nichts sagen.“
Der Prozess gegen den Koch Alfredo M. hatte 2016 für Aufsehen gesorgt, weil während der Hauptverhandlung herauskam, dass es sich bei dem Todesschuss nicht um Totschlag, sondern um eine Verzweiflungstat gehandelt hatte. Die Kammer war am Ende überzeugt, dass Alfredo
M. sich nach jahrelanger Erpressung durch Ercan D. (✝ 49) nicht anders zu helfen wusste, als den vielfach vorbestraften Mann im September 2015 in Notwehr mit dessen eigener Waffe zu erschießen und den Leichnam in einer Grube in seinem Restaurant
Die Familie des getöteten Erpressers hatte bei der Urteilsverkündung für tumultartige Szenen im Gericht gesorgt, gegen die Scheibe des Gerichtssaals geschlagen und wüste Beschimpfungen einzubetonieren. gegen das Gericht und den Koch ausgestoßen.
Der Bundesgerichtshof bestätigte den Freispruch im vergangenen Jahr. Der Prozess gegen den Cousin des Toten wird am 4. September fortgesetzt. Dann soll Alfredo M. aussagen. Er hat die „Casa Alfredo“inzwischen aufgegeben.