Letzte Klappe für den Video-Tempel
Das Sterben geht weiter: Eine der ältesten verbliebenen DVD-Ausleihen muss schließen
27 000 Mal Mord und Totschlag, Liebe und Sex, Drama und Lachen: Michael Timmermann (36) ist der Herr über 27 000 DVDs und Computerspiele. Aber nicht mehr lange. Das Sterben von Hamburgs Videotheken geht weiter, nun hat es seine erwischt. Es gab sie seit 1980. Am Montag beginnt der Ausverkauf.
Im Jahr 1990 gab es in Deutschland 9500 Videotheken. 2017 waren es 601. Wie viele es noch in Hamburg sind? Timmermann, ein „Star Wars“-Fan mit melancholischem Blick, zuckt mit den Schultern. „Ich schätze mal, fünf oder sechs“, sagt er. Als er 2007 den „VideoTaxi Media Store“am Alten Zollweg 134 übernahm, gab es 14 Ausleihen in der näheren Umgebung. Nun ist er der Letzte.
Wer die Videothek betritt, fühlt sich zurückgespult in die 90er Jahre – Reizüberflutung auf 300 Quadratmetern. Die engen Gänge sind vollgestopft mit DVDs. An der Kasse türmen sich Gläser mit bunten Süßigkeiten. Saure Gurken, rosa Pilze, Leckmuscheln. Und überall handgeschriebene Zettel, die auf das Ende hinweisen.
Michael Timmermann seufzt. „Das Leihverhalten hat sich einfach stark verändert. Es kommen nach wie vor Kunden, aber insgesamt nicht mehr genug, um den Laden am Laufen zu halten“, sagt er. Weil alle jetzt bequem vom Sofa aus Filme streamen. „Internet killed the Video Star“, so ist das eben. Das Gebäude wird abgerissen. Timmermann hat überlegt, woanders neu aufzumachen. Lohnt sich nicht.
Mehr als zehn Jahre Arbeit in einer Videothek, der gelernte Konditor kann wilde Geschichten erzählen. Wie dort mal 900 DVDs ohne Hülle gestohlen wurden. Wie jemand mit einer Pistole den Laden stürmte und zum Glück nichts passiert ist. Wie einige Männer erst