Aufstand der Anständigen
Am Sonntag geht Hamburg auf die Straße. Bündnis „Seebrücke“will Zeichen gegen das Flüchtlingssterben und den Rechtsruck in der Gesellschaft setzen
PHILIPP SIMON Am Sonntag wird die Innenstadt zum Sammelplatz der Anständigen. Das Hamburger Bündnis „Seebrücke“will mit einer großen Demonstration ein Ausrufezeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft und das Flüchtlingssterben im Mittelmeer setzen – mit prominenter Unterstützung!
„Mein Traum ist es, dass wir fünfstellig werden“, sagt Organisator Christoph Kleine und will mit Blick auf die Vorkommnisse in Chemnitz die Veranstaltung nutzen, um dem vorpreschenden Rassismus entgegenzuwirken.
„Wir wollen ein Zeichen gegen die Politik der Angst und Abschottung setzen“, so Kleine. Auf Facebook haben bereits 1800 Menschen ihre Zusage zur Demo gegeben, über 8000 sind interessiert – Tendenz steigend. Prominente Unterstützung erhält die Veranstaltung dabei auch von Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs.
„Natürlich ist es legitim, über Zuwanderung und Integration politisch zu streiten. Aber deswegen darf man weder Flüchtlinge auf See ertrinken lassen, noch darf man sie auf der Straße anpöbeln oder gar zusammenschlagen“, sagt sie der MOPO: „Wenn die Mitte der Gesellschaft das duldet, sind wir schon auf dem Weg in die Barbarei.“
Der Meinung schließt sich auch der FC St. Pauli an, der ebenfalls seine Unterstützung zugesichert hat. Im Zuge dessen posierte die ProfiMannschaft in Rettungswesten gemeinsam im Millerntor.
Um 14.30 Uhr beginnt die Demonstration an den Landungsbrücken und zieht über das Millerntor zum Rathausmarkt. Dort soll etwa drei Stunden später die Abschlusskundgebung stattfinden. Hauptredner ist Kapitän Claus-Peter Reisch, der mit seinem Schiff „Lifeline“234
Kapitän Claus-Peter Reisch
Die Teilnahme an dieser Demonstration ist ein Statement gegen den Rechtsruck. GEW-Vorstand Fredrik Dehnerdt
Menschen aus Seenot gerettet hat. Er sagt: „Es ist beschämend, dass die EU mehr dafür tut, Seenotrettung zu verhindern, als gegen das Sterben im Mittelmeer.“
Das sieht auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg (GEW) so – und ruft zur Teilnahme auf. Vorstandsmitglied Fredrik Dehnerdt zur MOPO: „Am Sonntag auf die Straße zu gehen, ist ein Statement gegen den Rechtsruck.“
Bischöfin Kirsten Fehrs