„Wir sind die dienstälteste Trash-Kapelle des Landes“
Dieter Thomas Kuhn über ein Vierteljahrhundert auf der Bühne, BHs und die Verneigung vor großen Musik-Helden
Seine Konzerte in Hamburg sind längst ebenso Kult wie seine sorgsam ondulierte Frisur und das BrusthaarToupet. Und natürlich lädt Dieter Thomas Kuhn wieder zur Schlagerparty in den Stadtpark. Die MOPO hat mit dem 53-jährigen Tübinger gesprochen.
MOPO: Sie machen seit fast einem Vierteljahrhundert Musik, spielen vor Tausenden begeisterten Fans – wie haben Sie sich so lange im Musik-Geschäft gehalten? Dieter Thomas Kuhn: Das frage ich mich auch immer wieder. Ich bin aber auch überglücklich, dass wir inzwischen die dienstälteste Trash-Kapelle Deutschlands sind.
Haben Sie tatsächlich nach wie vor Spaß? Es sind doch immer wieder dieselben Songs, die Sie singen?
Ein paar neue Songs kommen schon dazu. Aber wir wissen was unser Publikum an Hits erwartet. Das nimmt uns aber nicht den Spaß, sie immer wieder zu spielen.
Was ist denn neu im Programm?
Wegen der – dann ja doch ziemlich schnell bedeutungslos gewordenen – Fußball-WM haben wir „Moskau“aufgenommen.
Sie legen als Band schon großen Wert darauf, Ihr ganz eigenes Ding zu machen, völlig losgelöst von der eigentlichen Schlager-Branche, oder?
Dem würde ich zustimmen – zumal wir auch keine wirklichen Berührungspunkte mit der richtigen Schlagerszene haben. Roland Kaiser wollte mal einen Song mit mir aufnehmen. Ich glaube aber, der Witz würde verrecken, wenn wir das täten. Das haben wir Roland Kaiser gesagt, und er fand das okay.
Ist diese ganz eigene Note auch der Grund für Ihren Erfolg?
Na ja, wir sind eben einfach nur im Live-Modus zu erleben und haben uns nie in den großen Medien getummelt. Gut möglich, dass uns das für viele immer spannend macht, weil man gar nicht so viel über uns weiß und der Kuhn sich mit seinem ganzen Senf nicht über all die Jahre im Fernsehen ausgebreitet hat …
Die Fans scheinen das gut zu finden – vor allem die weiblichen, die ja noch immer BHs auf die Bühne werfen. Was passiert eigentlich damit? Aus den Anfangsjahren haben wir noch viele Kisten mit BHs im Archiv. Inzwischen sammeln unsere Techniker die BHs von der Bühne ein – was sie damit machen, weiß ich nicht. Vielleicht schmücken sie damit fetischmäßig ihren Band-Bus …
Aktuell widmen Sie sich neben der Schlagertour auch Ihrer „Grave Chapel Radio Show“– einem Programm mit Songs verstorbener Musik-Ikonen. Wie kam’s dazu? In den vergangenen Jahren sind viele unserer großen Helden gestorben: David Bowie, Prince, Michael Jackson, Amy Winehouse – und so haben wir dann gesagt: Lass uns doch mal einen Abend gestalten mit Songs von Verstorbenen. Wir haben sechs Wochen lang Songs auf der Gitarre probiert und überlegt: Können wir uns da rantrauen – kann ich etwa einen Song von Amy Winehouse singen? Und was war die Antwort?
Es geht! Wir haben dann zwei Konzerte in Tübingen gegeben – und die Leute sind total ausgeflippt! Also setzen wir das jetzt fort und gehen damit auf Tour.
Haben Sie keine Angst, sich dem Vergleich mit den Originalen auszusetzen? Den kann man ja in der Regel nur verlieren ...
Wenn einer diese Sorge hat, dann ich – denn ich bin mein schärfster Kritiker und war auch immer skeptisch, ob es funktioniert. Aber ich denke, wir sind lange genug im Geschäft, um erkennen zu können, wenn es billig würde.
DAS INTERVIEW FÜHRTE CHRISTOPH FORSTHOFF
➤ DTK: 7./8.9., jeweils 19.30 Uhr, Stadtpark, 36 Euro
➤ Grave Chapel Radio Show: 30.9., 19 Uhr, Gruenspan, 45 Euro
Der Witz würde verrecken, wenn wir mit Schlagerstars auftreten würden. Dieter Thomas Kuhn