Hamburger Morgenpost

Hunde-Attacke auf dem Ponyhof

Mädchen (9) gebissen – aber Vierbeiner läuft weiterhin frei umher

- PSS

Großer Streit um einen blutigen Biss! Im August vergangene­n Jahres wurde ein kleines Mädchen von einem freilaufen­den Hund auf einem Reiterhof attackiert – und dabei schwer im Gesicht verletzt. Gestern wurde vor dem Amtsgerich­t Barmbek verhandelt. Besitzer Jens B. (62) muss eine Geldauflag­e von 600 Euro zahlen. Die Eltern des Mädchens sind mächtig auf Zinne.

Was war passiert? Die damals noch neun Jahre alte Ida spielte am 31. August des vergangene­n Jahres wie so oft auf dem Reiterhof am Furtredder mit „Joschi“. Der Entlebuche­r Sennenhund lebt auf dem Gelände, läuft dort frei umher und wird immer wieder von Besuchern gestreiche­lt. Passiert sei bis zum besagten Abend nichts.

Doch am 31. August, kurz nach dem offizielle­n Ende eines Reitturnie­rs auf dem beliebten Pferdehof, schnappt „Joschi“plötzlich zu. „Ich habe mit Joschi wie immer gespielt“, sagt Ida nach der Verhandlun­g der MOPO: „Als ich mich von ihm verabschie­det habe, hat er mich plötz- Die Einführung der neuen Gesichtser­kennungs-Software sorgt für Zoff! Hamburgs Datenschut­zbeauftrag­ter Johannes Caspar hat den Einsatz des Werkzeugs beanstande­t – doch die Polizei sieht sich im Recht.

Hintergrun­d sind die Ermittlung­en zu den Ausschreit­ungen rund um den G20-Gipfel im vergangene­n Jahr. Dazu hatte die Polizei lich ins Gesicht gebissen.“Das Kind erlitt eine blutende Rissquetsc­hwunde und musste unter großen Schmerzen in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt werden.

Zwei Stunden lang wurde sie laut Angaben der Eltern operiert. Noch heute verspürt sie häufig ein Pochen am vernarbten Gewebe. Vater Ingo B. (44): „Dieses Tier ist verhaltens­auffällig! Ich verstehe nicht, dass der Hund trotz des Vorfalls weiter frei auf dem Gelände herumlaufe­n darf. Unter der eine Software angeschaff­t, mit der sie umfangreic­hes Video- und Bildmateri­al – beispielsw­eise aus Überwachun­gskameras auf S-Bahnhöfen und Medienberi­chten – automatisc­h auswertet.

„Die Ermittlung von Tätern darf im Rechtsstaa­t nicht über allem stehen“, sagte Caspar. Die Technologi­e eröffne neue Wege zur Fahndung und Überwachun­g Hand haben bereits viele auf dem Reiterhof vom auffällige­n Verhalten des Hundes gesprochen.“Demnach soll sich Joschi häufig selbst in den Schwanz beißen und keineswegs ein Freund von Kindern sein.

Die Amtstierär­ztin untersucht­e den Vierbeiner nach dem Angriff und kam zu einem anderen Ergebnis. Der Entlebuche­r Sennenhund wurde, wie die Verteidigu­ng vor Gericht zitierte, als „kinderfreu­ndlich und liebenswer­t“eingestuft. Für die Eltern von Menschen. Der Einsatz dieses Verfahrens müsse gestoppt werden, eine Löschung der aus seiner Sicht ohne Rechtsgrun­dlage erhobenen biometrisc­hen Daten erfolgen.

Werde das Verfahren weiterbenu­tzt, könne er als Datenschut­zbeauftrag­ter den Einsatz per Anordnung unterbinde­n, erklärte Caspar. Dagegen könne die Innenbehör­de nicht nachvollzi­ehbar. Mutter Anne B. (38): „Meine Tochter traut sich nicht mehr auf den Reiterhof, dabei sind Pferde ihr großes Hobby.“Töchterche­n Ida: „Wenn ich dort vorbeigehe, wechsele ich die Straßensei­te.“

Gestern jährte sich die blutige Biss-Attacke. Zum gleichen Zeitpunkt fand ein Reitturnie­r unter der Schirmherr­schaft von Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er statt.

Vor Gericht einigte sich die Staatsanwa­ltschaft mit dem Angeklagte­n auf Einstellun­g dann gerichtlic­h vorgehen.

Die Polizei erklärte, Datenschut­zbeauftrag­te dürfe keine hypothetis­chen Szenarien betrachten, sondern nur die konkrete Art des Einsatzes der Software. Die Anwendung sei unter Beachtung aller rechtliche­r Vorgaben erfolgt, betonte Polizeispr­echer Timo Zill: „Bezogen auf die konkreten der des Verfahrens gegen Zahlung von 600 Euro. Da Jens B. nur 450 Euro pro Monat verdient, sah das Gericht die Strafe als angemessen an. Er wird den Betrag in monatliche­n Raten begleichen. Äußern wollte sich der 62-Jährige zu dem Vorfall allerdings nicht.

Doch der Streit um den Hundebiss ist noch nicht beendet, das Zivilverfa­hren steht aus. Dort wird es um weiteres Schmerzens­geld für Ida gehen. Ausgang offen. Ermittlung­sschritte der Soko hält die Polizei diese konkrete Art des Vorgehens unter den gegebenen Rahmenbedi­ngungen auch weiterhin für gesetzlich legitimier­t.“

Caspar sieht keine Rechtsgrun­dlage. Die neue Software würde massiv zulasten der Bürger-Privatsphä­re gehen. Der Gesetzgebe­r müsse für derlei Eingriffe klare Vorgaben machen.

 ??  ?? Der beliebte Reiterhof in Bergstedt lockt viele Pferdefreu­nde aus der Umgebung an. Hier ereignete sich die schrecklic­he Biss-Attacke. Joschi versucht, sich selbst in den Schwanz zu beißen. Ist der Hund doch verhaltens­auf ällig?
Der beliebte Reiterhof in Bergstedt lockt viele Pferdefreu­nde aus der Umgebung an. Hier ereignete sich die schrecklic­he Biss-Attacke. Joschi versucht, sich selbst in den Schwanz zu beißen. Ist der Hund doch verhaltens­auf ällig?

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