Kfz-Steuer drastisch teurer
Bemessungsgrundlage ist künftig der tatsächliche Schadstoffausstoß
BERLIN - Die Kfz-Steuer steigt drastisch: Um bis zu 70 Prozent für einzelne Modelle, schätzen ADAC-Experten.
Grund sind neue europaweite Standards (WLTP) bei der Messung von Schadstoffen in den Abgasen, die ab sofort gelten. Die Messergebnisse bringen realistischere Werte bei den Emissionen sowie beim Verbrauch und ändern somit die Bemessungsgrundlage für die Kfz-Steuer, die sich unter anderem nach dem Kohlendioxidausstoß richtet. Im Vergleich zum alten Prüfstandard werden auf dem Papier überwiegend höhere Verbrauchswerte und damit Emissionen erwartet.
Die Regelung gilt nur für Neufahrzeuge, die künftig zugelassen werden. Altbestände sind nicht betroffen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni DuisburgEssen schätzt, dass beim WLTPTest mit einem 20 Prozent höheren Treibstoffverbrauch und damit 20 Prozent höheren Werten beim Kohlendioxid-Ausstoß zu rechnen ist. Der Auto-Professor erwartet, dass die Kfz-Steuer im Durchschnitt um 50 Euro steigt.
Freuen darf sich jedenfalls Finanzminister Olaf Scholz: Zu den bisherigen neun Milliarden Euro an Kfz-Steuern im Jahr kommen noch mal geschätzte 170 Millionen Euro hinzu.
Weitere Folge der neuen Messmethode: Bei Autobauern kommt es wegen der Umstellung auf WLTP derzeit zu Lieferengpässen, vor allem bei VW. Die Hersteller müssen Modelle unter den schärferen Bedingungen neu zertifizieren lassen – alleine bei VW müssen mehr als 260 Getriebe-Motorkombinationen neu gemessen und zugelassen werden. „Der deutsche Automarkt wird durch WLTP im zweiten Halbjahr deutlich gebremst“, prognostiziert Dudenhöffer.