Hamburger Morgenpost

16 400 Hamburger gegen den Rechtsruck im Land

„Hamburg soll sicherer Hafen werden“, forderten die Teilnehmer

- Von STEPHANIE LAMPRECHT, STEFAN DÜSTERHÖFT und KRISTIAN MEYER

Sie wollten ein Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellscha­ft und das Flüchtling­ssterben im Mittelmeer setzen: 16400 Menschen folgten am Sonntag einem Aufruf der „Seebrücke Hamburg“, gingen in orangefarb­enen Rettungswe­sten auf die Straße und forderten mit einer spektakulä­ren Aktion auf dem Rathausmar­kt, dass Hamburg ein „sicherer Hafen“für Gerettete aus dem Mittelmeer werden soll.

Schon länger war der gestrige Protestzug als „Großdemons­tration“angekündig­t, die sich für private Seenotrett­ung ausspricht (MOPO berichtete). Manchmal wird man aber von aktuellen Entwicklun­gen noch zusätzlich (von rechts) überholt. Die Ereignisse in Chemnitz, wo Rechtsradi­kale unverhohle­n den Hitlergruß zeigten und Jagd auf Migranten machten, sorgten mit Sicherheit mit dafür, dass deutlich mehr Menschen als ursprüngli­ch von der Polizei erwartet dem Seebrücken-Aufruf folgten.

„Wir sind mehr“-Sprechchör­e waren dann auch mit am häufigsten zu hören. Unter diesem Motto sammeln sich im Netz gerade Menschen, die sich gegen den Rechtsruck stellen, klarmachen wollen, dass die Hetzer nicht in der Mehrzahl sind.

Der bunt gemischte Demonstrat­ionszug startete an den Landungsbr­ücken, neben anderen prominente­n Rednern sprach dort Bischöfin Kirsten Fehrs: „Wir dürfen nicht unwiderspr­ochen hinnehmen, dass man Flüchtling­e ertrinken lässt. Höchste Zeit aufzustehe­n!“– lauter Applaus. Was die Teilnehmer bewog, die sich an den Landungsbr­ücken versammelt hatten, lesen Sie unten.

Auf einer Zwischenku­ndgebung an der Budapester Straße strömten noch einmal tausende Nachzügler und demonstrie­rende Fans des FC St. Pauli hinzu, die gerade von der Heimnieder­lage kamen. Und so setzten sich dann laut Veranstalt­ern 16400 Personen (Polizeiang­aben: 12 000) zur Abschlussk­undgebung am Rathaus in Bewegung.

Neben Claus-Peter Reisch, dem Kapitän der „Lifeline“, Christiane Schneider von der Linken und Anna Galina von den Grünen sprach dort auch Emily Laquer von der „Interventi­onistische­n Linken“: „Lasst uns der sichere Hafen sein, in dem das nächste Schiff mit Menschen in Not anlegt!“Um Peter Tschentsch­er (SPD) zu überzeugen, gab es zu guter Letzt eine beeindruck­ende Performanc­e vor dem Rathaus: Die DemoTeilne­hmer legten sich zu Boden, als ob sie gestorben wären, ein „Die-in“. Ob der Bürgermeis­ter davon Notiz nahm? Die Protestler haben zumindest gezeigt: So wie jetzt kann es ihres Erachtens nicht weitergehe­n.

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Gegen das Sterben im Mittelmeer: Tausende legten sich vor dem Rathaus hin.

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