Schönste fühlte sich lange hässlich Der MOPO erzählt Pricilla Klein, warum sie große Komplexe hatte
Ein Glitzer-Krönchen, eine Schärpe, lautes Jubeln. Gerade wurde Pricilla Klein (23) in der Europa Passage zur „Miss Hamburg“gewählt – und gilt damit als Schönste der Stadt. Der Titel: Balsam auf die Seele der Rahlstedterin. Noch vor einem Jahr fühlte sie sich so hässlich, dass sie kaum auf die Straße gehen mochte.
Wenn man Pricilla sieht, kann man kaum glauben, welche Komplexe sie hatte. Traumfigur, Seidenhaar, ihr Lächeln ist so hübsch wie Alster und Elbe zusammen. Wo war das Problem? Die angehende Studentin sagt: „Mit 20 bekam ich starke Akne. Ich hatte im Gesicht heftige Pickel. Es sah schlimm aus.“
Sie zog sich vor Freunden zurück, isolierte sich zu Hause, wo sie mit ihrer Mutter wohnt. Den Blick in den Spiegel vermied sie. Die Lebensfreude lag am Boden, die Verzweiflung wuchs in den Himmel. Pricilla: „Ich versuchte es mit Cremes, Seifen, Lotionen, nahm Antibiotika. Nichts half.“
Nach einem Hautarzt-Wechsel begann sie eine Therapie mit starken AntiAkne-Tabletten, die die Schleimhäute austrockneten. „Ich hatte ständig raue, rissige Lippen, dafür heilten die Pusteln ab.“Erst vor einem Monat durfte sie das Medikament absetzen. „Und jetzt“, sagt sie selbst ein bisschen fassungslos, „bin ich Miss Hamburg!“
Dass sie sich für den Schönheit-Wettbewerb angemeldet hat, war eine spontane Idee. Schon vor der Akne-Zeit klopfte sie bei Model-Agenturen an. Immer hieß es: Mit 1,73 Metern
sei Frau Klein zu lütt... Für Pricilla kein Beinbruch, schließlich ist sie jobmäßig bodenständig versorgt. Gelernte Medienkauffrau, jetzt hängt sie noch ein BWL-Studium dran. Und sie träumt davon, später ein eigenes Unternehmen zu gründen. „Was genau ich beruflich machen will, kann ich noch nicht sagen. Sicher bin ich mir nur, dass ich in zehn Jahren gern verheiratet wäre und Kinder haben möchte“, so die gebürtige Brasilianerin, die mit 9 Jahren nach Deutschland kam. Damals übrigens war Hamburg nicht ihre Traumstadt: zu kalt, die Sprache fremd. Wenigstens die Franzbrötchen mochte sie gleich. Im Gegensatz zum Fisch, den sie am nur mit Panade, aber ohne Kopf lecker findet. Sie sagt: „Ich bin zwar kein Fisch-Fan, aber ich werde Hamburg als Miss trotzdem gebührend vertreten. Weil die Stadt das Tor zur Welt ist, ich passend dazu ein gutes Beispiel für gelungene Integration bin. Und ich habe aufgrund meiner Erfahrungen eine Botschaft!“
Nach drei Jahren voller Komplexe und Scham wegen ihres Aussehens, weiß Pricilla Klein: „Man darf sich und seinen Körper nicht hassen. Wenn einem etwas nicht gefällt, kann man in den meisten Fällen daran arbeiten. Und wenn es die zu große Nase ist, sollte man sie als eigenes Markenzeichen feiern. Es ist doch toll, dass wir alle unterschiedlich aussehen und trotzdem als Menschen gleich sind.“
Tel. 040/80 90 57-330 Handy 0172/408 19 5 vip@mopo.de