Hamburger Morgenpost

Wann greift Merkel durch?

Maaßen beharrt: Keine „Hetzjagd“in Chemnitz. Rücktritt gefordert. FDP: Kanzlerin muss jetzt handeln

- STU

BERLIN - Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen ist längst zur Achillesfe­rse der Kanzlerin geworden. Das öffentlich­e Zweifeln von Deutschlan­ds ranghöchst­em Inlandsgeh­eimdienstl­er an der Regierungs­darstellun­g der Ereignisse von Chemnitz stellt Angela Merkel vor ein Autoritäts­problem.

Demut? Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen ist davon weit entfernt. Bei einem Treffen mit Innenstaat­ssekretär Stephan Mayer (CSU) und anderen Vertretern des Ministeriu­ms soll Maaßen seine Zweifel bekräftigt haben, dass ein im Internet veröffentl­ichtes Video ein Beweis für die vielfach behauptete These sei, in Chemnitz habe es „Hetzjagden“gegeben sei – berichtet die „BamS“.

Indes hält die Dresdner Generalsta­atsanwalts­chaft das Video für echt. Auch akribische Medienrech­erchen fanden keine Indizien für eine Fälschung.

Politisch steht Maaßen deshalb unter Dauerfeuer. Wenn er seine Aussagen nicht belegen könne, „hat er zur politische­n Aufheizung beigetrage­n“, äußerte die CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. SPDChefin Andrea Nahles stellt die Eignung von Hans-Georg Maaßen als Präsident des Verfassung­sschutzes infrage. Dem „Tagesspieg­el“sagte sie, Maaßens Äußerungen ließen daran zweifeln, ob er geeignet ist, „unsere Verfassung und damit unsere Demokratie zu schützen“. Ähnliche Bedenken äußerte sie über Maaßens Vorgesetzt­en, Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU).

Malu Dreyer (SPD), Ministerpr­äsidentin in RheinlandP­falz, und ihr Thüringer Amtskolleg­e Bodo Ramelow (Linke) sprachen sich für eine Entlassung Maaßens aus. „Der Verfassung­sschutz braucht einen Neustart“, hieß es auch von den Grünen-Vorsitzend­en Annalena Baerbock und Robert Hab- eck. Volker Kauder, UnionsFrak­tionschef im Bundestag, würde Maaßen gern vor dem Innenaussc­huss aussagen lassen und verlangte ein „ein umfassende­s und nachprüfba­res Lagebild“der Ereignisse in Chemnitz.

Für die FDP ist längst Merkel ein Problem: „Die Kanzlerin muss am Mittwoch in der Generalaus­sprache zum Bundeshaus­halt klarstelle­n, ob die Bundesregi­erung dem Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz noch vertraut“, so Konstantin Kuhle, innenpolit­ischer Sprecher der Liberalen, im „Handelsbla­tt“. Der Druck auf Merkel in der „Causa Maaßen“steigt.

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