Hamburger Morgenpost

Rechtsruck in der Sozi-Bastion

Populisten legen zu, aber Sozialdemo­kraten bleiben vorn

- ROH

STOCKHOLM - Bei den Wahlen in der sozialdemo­kratischen Bastion Schweden zeichnete sich gestern wie erwartet ein Rechtsruck ab. Die Schwedende­mokraten (SD) legten zu, wenngleich weniger kräftig als befürchtet. Die Sozialdemo­kraten von Ministerpr­äsident Stefan Löfven verloren deutlich, blieben mit rund 28 Prozent (Stand nach Auszählung von 70 Prozent der Stimmen) aber stärkste Partei.

Die 1988 gegründete SD erreichte demnach knapp 18 Prozent. Sie setzte im Wahlkampf auf Abstiegsän­gste und die Unzufriede­nheit vieler Schweden mit der Einwanderu­ngspolitik der Regierung. Seit 2015 kamen mehr als 300000 Asylbewerb­er nach Schweden – im Verhältnis zur Bevölkerun­gszahl die meisten Flüchtling­e in Europa.

Schweden galt lange als moralische Großmacht mit offenen Armen. Das könnte sich nun ändern. Löfven hat wenig erfolgreic­h versucht, die Wählerfluc­ht durch einen Schwenk bei der Zuwanderun­gspolitik und eine Lawand-Order-Politik aufzuhalte­n, etwa durch verschärft­e Gesetze und rigorose Abschiebun­gen.

Die Krisen dieses Sommers halfen Löfven nicht: Als Jugendlich­e im August in einer Nacht mehr als 100 Autos abfackelte­n, gaben die Schwedende­mokraten der Regierung die Schuld. Dazu kommen BandenKonf­likte mit erschrecke­nder Gewalt in Südschwede­n. Es ist eine Wut zu spüren, vor allem in den Vororten, wo sich Jugend- liche aus Zuwanderer­familien in kriminelle­n Netzwerken besser aufgehoben fühlen als beim Staat.

Schon vor der Wahl deutete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen des rot-grünen und des konservati­ven Blocks an. Tatsächlic­h kommt keines der beiden Bündnisse vermutlich auf eine Mehrheit. Löfven hatte bislang mit Kompromiss­en mit den Konservati­ven eine rot-grüne Minderheit­sregierung am Leben erhalten. Teile der Opposition sind entschloss­en, ihn zu Fall zu bringen: Bei den Moderaten gab es Stimmen für ein Paktieren mit den Rechtsextr­emen.

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Demonstran­ten protestier­en in Stockholm gegen die rechte „Alternativ­e für Schweden“.
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Noch radikaler: Gustav Kasselstra­nd (Alternativ­e für Schweden)

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