In der Staatsoper gibt’s jetzt kräftig Backenfutter
Bei „Ring & Wrestling“trifft die Musik von Richard Wagner auf die Künste von Hobby-Catchern
Körper krachen, Köpfe hängen zwischen Seilen, ein Buh-Sturm fegt über den langersehnten neuen Helden hinweg: Willkommen bei „Ring & Wrestling“in der Opera stabile! Dreckiges Catchen im kleinen Studio der hehren Staatsoper?
Ja, Regisseur Dominik Günther hat für die Produktion ein halbes Dutzend Hamburger Hobby-Wrestler auf die Experimentierbühne geholt, die sich in einem Ring mitten im Raum vermöbeln, während hinter den Seilen Wagners abgehalfterte Götterschar auf die Geburt eines neuen Helden hofft – nach der „Götterdämmerung“ist vor der Wiederauferstehung. Vergebens, denn „The One And Only“wird vom Wrestler-Kollegen Sailorboy nach allen Regeln der Catch-Kunst zerlegt – begleitet von heroischen Wagner-Pattern …
Nein, allzu ernst nehmen sollten vor allem WagnerFans diese fünfteilige Operanovela nicht – auch wenn die klassischen Stimmen von Julian Arsenault, Pia Salome Bohnert oder Gabriele Rossmanith dem Klamauk in der Auftaktfolge am Freitag einen hörenswerten Anstrich verpassen.
Wirklich ausflippen tut das Publikum indes, wenn „Selig“-Bassist Leo Schmidthals und die anderen Musiker die Brücke zu Pop, Punk und sogar HipHop schlagen und den Saal im hundertstimmigen Chor toben lassen: „Ring and Wrestling…“Oder wenn Haidi Hitler mit Adolf-Schnurrbärtchen die Bühne stürmt: „Das soll Wagner sein?“
Irgendwie schon – auch wenn dann keiner so recht weiß, was das Ganze eigentlich soll. Außer eben einen wirklich herrlichen Klamauk zwischen Hoch- und Subkultur zu veranstalten, der am Ende einen neuen Weltenretter für die nächste Folge gebiert: Pinkzilla – das japanische Filmmonster lässt grüßen.
➤ Opera Stabile: 15.9. (Folge 2), 22.9. (Folge 3), 29.9. (Folge 4), 6.10. (Folge 5), jeweils 20.30 Uhr, Karten 28 Euro, Tel. 35 68 68