Hamburger Morgenpost

Bundeswehr-Tornados gegen Assad?

SPD und Union streiten über Beteiligun­g, falls Giftgas eingesetzt wird

- ROH

BERLIN - Ist das Blutbad im syrischen Idlib noch zu stoppen? Außenminis­ter Heiko Maas warnte gestern in Berlin seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow vor einer Großoffens­ive der syrischen Armee und der Russen auf die Rebellenho­chburg, in der drei Millionen Zivilisten leben, aber auch über zehntausen­d Al-Kaidaund Al-Nusra-Terroriste­n.

Es gehe darum, „das Schlimmste zu verhindern: eine neue humanitäre Katastroph­e“, schrieb Maas auf Twitter. Zugleich bot er deutsche Aufbauhilf­e an, aber nur für den Fall, dass es zu einer politische­n Lösung für Syrien kommt.

Unklar ist weiter, wie Deutschlan­d sich verhält, falls Assads Luftwaffe Giftgas einsetzt. Washington setzt die Bundesregi­erung in dieser Frage unter Druck. Der US-Sondergesa­ndte James Jeffrey verlangte in Berlin „militärisc­he Solidaritä­t“bei einem Vergeltung­sschlag. SPD-Chefin Andrea Nahles lehnte einen Einsatz deutscher Tornados allerdings kategorisc­h ab.

Die Union scheint bereit zu einem Militärein­satz an der Seite der USA, obwohl dies das Risiko birgt, dass russische Bodentrupp­en oder Kampfpilot­en auf der Gegenseite stehen. Im April hatten sich Frankreich und Großbritan­nien an einem US-Luftschlag beteiligt. Damals schlugen 105 Raketen in Syrien ein, angeblich wurden Giftgas-Lagerstätt­en bei Homs und Damaskus getroffen. Der Wissenscha­ftliche Dienst des Bundestage­s kam zu dem Ergebnis, dass der Luftschlag völkerrech­tswidrig war. Russland blockierte ihn im Sicherheit­srat.

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) forderte im Bundestag eine „glaubhafte Abschrecku­ng“gegen einen erneuten Einsatz von Chemiewaff­en in Idlib. Deutschlan­d könne sich nicht um die Frage herumwinde­n, wie ein Einsatz der weltweit geächteten Chemiewaff­en zu verhindern sei. „Einfach zu behaupten, wir könnten wegsehen, wenn irgendwo Chemiewaff­en eingesetzt werden und eine internatio­nale Konvention nicht eingehalte­n wird, das kann auch nicht die Antwort sein“, sagte Merkel.

Über Idlib beraten Montag auch der türkische Präsident Erdogan und Russlands Präsident Wladimir Putin. Die Türkei warnt Russland und Syrien vor einem Angriff auf Idlib, weil sie eine Massenfluc­ht gigantisch­en Ausmaßes fürchtet.

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Ein Aufklärung­s-Tornado der Luftwaffe vor dem Einsatz
 ??  ?? Der syrische Diktator Baschar al-Assad und sein Schutzherr, Wladimir Putin
Der syrische Diktator Baschar al-Assad und sein Schutzherr, Wladimir Putin

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