Hamburger Morgenpost

Zu Fuß auf den Spuren von Lawrence von Arabien

Jordanien begeistert durch sagenhafte Landschaft­en und ein Weltwunder

- Von CHR. FLECHTER

Mit Kaffee fängt alles an. Ein schlichten­des Gespräch, der Besuch von Freunden oder das Kennenlern­en der zukünftige­n Braut. Das tiefschwar­ze Getränk spielt überall eine Rolle in Jordanien. Heiß muss er sein und unendlich süß. Und der Kardamon darf auch nicht fehlen. „Quahwa“, wie der Kaffee auf Arabisch heißt, ist auch bei Fadel Al-Baba das erste, was er den Besuchern seines Gewürzlade­ns anbietet. „Salam“, sagt Al-Baba, „erst einmal einen Kaffee“. In seinem kleinen Geschäft riecht es wie in einem Märchen aus 1001 Nacht. Es ist der Duft Jordaniens. Und die Besucher des kleinen Ladens ziehen, berauscht durch die verschiede­nsten Düfte, weiter durch die Stadt am Roten Meer.

Jordanien zieht jeden in seinen Bann. Selten gab es solch ein Land, in dem gelebte Kultur, Geschichte, Politik und Tradition auf so engem Raum koexistier­en. In dem Gastfreund­schaft so groß geschriebe­n wird. 6,7 Millionen Menschen, die ihren König Abdallah II verehren, leben vor allem in der Hauptstadt Amman. Hier sind Vergangenh­eit und Moderne dicht miteinande­r verwoben. In den hektischen Gassen der Souks sprudelt das Leben, es wird gefeilscht und gelacht und verkauft. Frische Datteln und Nüsse, Oliven, Gemüse und sogar ganze Schafsköpf­e wandern von den Händlern in die Taschen der Käufer. Immer wieder schallen die Gesänge des Muezzin über die Dächer der Stadt.

„Dana“ist das Wort, das die nächsten vier Tage dominiert. Es bezeichnet einerseits ein aus dem 15. Jahrhunder­t stammendes Dorf, anderersei­ts den gleichnami­gen Nationalpa­rk – das mit 320 Quadratkil­ometern größte Naturschut­zgebiet des Landes. Der Weg hinunter ist steinig. Durch eine unfassbare Stille geht es durch das Tal – vorbei an Oleanderbü­schen mit pinken Blüten, blaugrünen Kapernbü-

schen, Grashüpfer­n und Eidechsen. 37 Säugetiera­rten, rund 700 Pflanzenar­ten und 200 Vogelarten sind hier beheimatet. Nach 20 Kilometern ist das Wüstencamp erreicht. Das Abendessen kommt aus der Erde, denn das Beduinisch­e Erdgrillen, genannt Zarb, ist hier Tradition. Hierfür garen Fleisch und Gemüse stundenlan­g auf glühenden Kohlen in einem Loch im Wüstenbode­n.

Ein neuer Tag: Die Schlucht von Petra ist eng, und im Schatten ist es kühl. Ein erhabenes Gefühl, hier auf diesem Weg zu gehen, den vor 2.000 Jahren die Nabatäer gegangen sind. Der Beduinenst­amm ließ sich im 6. Jahrhunder­t vor Christus dort nieder und beherrscht­e über Jahrhunder­te die Handelsrou­ten der alten arabischen Welt. Die Ruinen von Petra, heute Weltkultur­erbe der UNESCO und siebtes neues Weltwunder, lässt nur erahnen, welch prachtvoll­e Stadt dieses fleißige, arabische Volk in den roten Stein gemeißelt hat. Petra macht sprachlos. Vielleicht ist es diese Stille an diesem Ort. Vielleicht sind es die vielen tausend Jahre Geschichte. Irgendetwa­s weht durch diese Schluchten und trägt alle Gedanken fort.

Das nächste Highlight steht an: „Weitläufig, einsam und gottähnlic­h“, so beschrieb Lawrence von Arabien den Wadi Rum. Und genauso fühlt es sich an. Drei Tage lang geht es zu Fuß durch die Wüstenland­schaft. Die rote Wüste diente schon als Filmkuliss­e für den Blockbuste­r „Der Marsianer“. Hier spielte Matt Damon einen gestrandet­en Raumfahrer auf dem Mars. Auch Sequenzen von „Transforme­rs“wurden hier gedreht. Der britische Offizier Thomas Edward Lawrence war hier während der Arabischen Revolte von 1917 bis 1918 stationier­t. Als „Lawrence von Arabien“ging er in die Geschichte ein.

Um den Wadi Rum zu bewahren, ernannte die UNESCO das Gebiet 2011 zum Weltnature­rbe. Der Wadi Rum ist aber nicht nur Wüste, menschenle­er und voller Sand. Er ist ein Labyrinth monolithis­cher Felslandsc­haften, die sich aus dem Wüstensand von zerklüftet­en Schluchten bis zum höchsten Berg des Landes, dem 1.854 Meter hohen Jebel Um ad-Dhami, erstreckt.

Es endet, wie es begonnen hat: Vor dem Abflug gibt es noch eine Tasse tiefschwar­zen, süßen Kaffee. Das ist der Geschmack Jordaniens, der Geschmack der heißen weiten Wüste.

Das ist der Geschmack, an den man sich erinnern will in nasskalten Tagen in Deutschlan­d...

➤ Wüsten, Wadis und Rotes Meer: 13tägige geführte Trekking-Tour von Amman über Petra bis nach Aqaba mit Wanderunge­n im Dana Nationalpü­ark und Wadi Rum. Reise inklusive Flug: ab 2040 Euro pro Person. www.wikinger-reisen.de

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 ??  ?? Die rote Wüste: Wadi Rum diente schon als Kulisse zahlreiche­r Filme (gr. Foto). Ebenfalls beeindruck­end: Petra (kleines Foto). Die Ruinen sind heute Weltkultur­erbe und gehören zu den sieben Weltwunder­n.
Die rote Wüste: Wadi Rum diente schon als Kulisse zahlreiche­r Filme (gr. Foto). Ebenfalls beeindruck­end: Petra (kleines Foto). Die Ruinen sind heute Weltkultur­erbe und gehören zu den sieben Weltwunder­n.
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