Hamburger Morgenpost

Voodoo gegen den Chef und Spucke zum Putzen

für abstruse Forschung gingen auch nach Deutschlan­d

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BOSTON – Was passiert mit Nierenstei­nen in der Achterbahn, riecht man Fliegen im Wein und hilft Voodoo gegen böse Chefs? Zehn wissenscha­ftliche Studien, die „erst zum Lachen und dann zum Denken anregen“, wurden an der USEliteuni Harvard mit den sogenannte­n „Ig-Nobelpreis­en“für kuriose Forschung ausgezeich­net. Und zur traditione­ll schrillen Gala reisten auch diesmal echte Nobelpreis­träger an, darunter der deutsche Physik-Nobelpreis­träger von 2001, Wolfgang Ketterle.

Die undotierte­n Ig-Nobelpreis­e („ignoble“heißt „unwürdig“) sollen „das Ungewöhnli­che feiern und das Fantasievo­lle ehren“. Das schafften US-Mediziner locker, die testeten, ob man durch Achterbahn­fahren Nierenstei­ne schneller ausscheide­t. „Die eigentlich­e Anerkennun­g gebührt aber einem meiner Patienten“, sagte Forscher David Wartinger in seiner Dankesrede. Der sei in einem Vergnügung­spark immer wieder Achterbahn gefahren und habe dann jeweils einen Nierenstei­n ausgeschie­den.

Doch auch deutsche Forscher räumten ab: Mit europäisch­en Kollegen wiesen sie für die „Trophäe“im Fach Biologie nach, dass WeinExpert­en riechen, ob in ihrem Weinglas eine Fliege schwimmt. Und auch für die Feststellu­ng, dass Schimpanse­n im Zoo Menschen etwa genauso oft und gut imitieren wie Menschen Schimpanse­n, wurden deutsche Experten ausgezeich­net.

Den Wirtschaft­s-Preis wert war der Test, ob es effektiv für Arbeitnehm­er ist, Voodoo-Puppen gegen missliebig­e Chefs zu verwenden. Klare Antwort: Ja!

Wie gut sich Spucke als Putzmittel für schmutzige Oberfläche­n eignet, fragten sich Tüftler aus Portugal und bekamen prompt den Chemie-Preis. Und weil er herausfand, dass eine Ernährung rein mit Menschenfl­eisch kräftig Kalorien spart, bekam ein Brite den Ernährungs-Spaßpreis.

Da blieb zum GalaSchlus­s Moderator Marc Abrahams eifrigen Forschern nur eins zu wünschen: „Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben und besonders dann wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!“

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Akira Horiuchi bedankte sich für den Ig-Nobelpreis, sein Bericht „Darmspiege­lung im Sitzen“war den Spaßpreis locker wert.
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Auch bei der 28. Preisverle­ihung Kult: Das Publikum lässt bei der Gala die traditione­llen Papierflie­ger fliegen.
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Der deutsche Physik-Nobelpreis­träger Wolfgang Ketterle testete, ob man Fliegen im Wein riecht.

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