Mit nur einer Pfandflasche Tausende Euro ergaunern!
Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt in neun Fällen gegen Betrüger
Pfandflaschen aus Mülleimern zu klauben ist mühselig und bringt nur wenig Klimpergeld. Betrüger denken da in ganz anderen Maßstäben als bedürftige Menschen: Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt derzeit laut „Spiegel“in neun Fällen gegen Leergut-Betrüger. Und dabei kann es schnell mal um sechsstellige Beträge gehen. Allerdings ist auch der Aufwand deutlich höher. Zum Tatwerkzeug gehört meist ein Pfandautomat.
In Köln stand gerade ein solcher Betrüger vor Gericht. Der Mann war Getränkehändler. Er steckte ein und dieselbe Pfandflasche 177451 Mal in den Automaten. Das ging auch völlig problemlos, da der Mann sich den Automaten in seinen Keller gestellt und mit Brettern und einem Magnetsensor so umgebaut hatte, dass die PET-Flasche nach der Registrierung nicht geschreddert wurde.
Vor Gericht stöhnte der Angeklagte, dass es schon ein mühseliges Unterfangen gewesen sei: „Ich hab’ mir ein Radio danebengestellt, weil mir langweilig war.“Aber die Ausbeute konnte sich sehen lassen. Er ergaunerte sich durch die Pfandbons 44 362 Euro, die er als Getränkehändler problemlos ausgezahlt bekam. Eben so, als hätten Kunden so viel Leergut bei ihm abgegeben.
Laut „Spiegel“ ermitteln Staatsanwälte quer durch Deutschland in mehr als 60 Fällen. Es gehe um Schäden, die bei 100 Millionen Euro liegen. Die Kölner Staatsanwaltschaft etwa ermittelt in mehreren Fällen, bei denen die Getränkemärkte nur gegründet wurden, um diese Art des Pfandbetrugs zu ermöglichen. In einem Getränkehandel in Bochum wurde der Automat so präpariert, dass die Flaschen hinten wieder rauskamen. Erbeutet wurden 1,2 Millionen Euro Pfand!
Die Geschäftsführer der Läden sind meist Strohmänner, die von den Betrügern angeheuert werden. Die Masche fliegt nicht so schnell auf, weil niemand weiß, wie viele Flaschen überhaupt im Umlauf sind. Es gibt mehr als 600 Abfüller, deren Waren in Hunderttausenden Läden verkauft werden. Die geschädigte Getränkebranche versucht, sich durch die Entwicklung modernerer Geräte und Flaschenlogos zu schützen.