Hamburger Morgenpost

St. Pauli bleibt die Schießbude

Kiezkicker machen in Aue die alten Fehler, kassieren drei Gegentore und dritte Liga-Pleite in Serie

- STEFAN KRAUSE s.krause@mopo.de

Wer hat noch nicht, wer will noch mal?! Entgegen aller Beteuerung­en hat der FC St.Pauli seine Schießbude weiterhin geöffnet, verlor beim bis gestern sieglosen FC Erzgebirge Aue verdient mit 1:3 (1:2) und taumelt so langsam dem Vorjahresn­iveau entgegen – und in Richtung Keller. Die Glocken läuten auf dem Kiez. Nicht die Hells Bells, sondern diejenigen, die Alarm im Verzug melden. „Natürlich ist das so, wir warten jetzt seit einem Monat auf einen Sieg“, konstatier­te Robin Himmelmann, derweil er auf dem Fernseher in der Mixed Zone kopfschütt­elnd alle Gegentore noch einmal präsentier­t bekam. „Für den guten Start können wir uns jetzt gar nichts mehr kaufen.“

Das gesamte Defensivve­rhalten war abermals bisweilen eine Vollkatast­rophe. „Das Spiel hat die Antwort auf die Frage gegeben, was in der Länderspie­lpause nicht erfolgt ist“, grantelte Sportchef Uwe Stöver.

Kompakthei­t hatte St. Pauli wieder erlangen wollen nach dem 3:5 gegen Köln und insgesamt zwölf Gegentreff­ern in drei Partien, stattdesse­n schlossen die Gäste ihr Scheunento­r schon nach elf Minuten wieder sperrangel­weit auf. Nach einem Ballverlus­t von Veerman, seines Zeichens Stürmer in vorderster Front, fand sich niemand, der sich dem Auer Kempe in den Weg stellte. Nach dessen Pass scheiterte Iyoha an Himmelmann, den Abpraller drückte Kempe zum 1:0 über die Linie. „Wir laufen als Auswärtsma­nnschaft nach zehn Minuten in einen Konter – mehr muss man gar nicht sagen“, befand Himmelmann ernüchtert.

Der relativ prompte Ausgleich durch Veerman, der einen Knoll-Freistoß per Kopf versenkte (16.), sah es kurzzeitig so aus, als würde St. Pauli die verunsiche­rten Hausherren im Griff haben. Doch ein Traumtor von Testroet, der die Murmel völlig unbedrängt in Ruhe annehmen, zurecht legen und in den Knick wuchten konnte (31.), war alles wieder dahin. „Momentan geht aber auch jeder Kunstschus­s in den Winkel“, klagte Philipp Ziereis, fügte aber zurecht an: „Wir sind ja selber schuld!“

Durchgang zwei brachte nach Umstellung vom 4-2-3-1 auf ein 3-5-2 zunächst mehr Zugriff, eine echte Chance auf den Ausgleich hatten die Hamburger allerdings nicht. Stattdesse­n stellte Hochscheid­t nach 75 Minuten auf 3:1 – Schicht im Schacht.

„Wir geben dem Gegner gerade Räume, die zum Toreschieß­en einladen“, klagte Markus Kauczinski. Ein Problem, das der Coach eigentlich in den 14 Tagen seit dem Köln-Spiel hatte beheben wollen. Gelungen ist ihm das nicht. „Sehr unbefriedi­gend“, stöhnte Johannes Flum, Sportchef Stöver

beklagte zudem gestern den Verlust von Tugenden, „auf die wir uns eingeschwo­ren haben: sich gegenseiti­g coachen, sich pushen, das haben wir vermissen lassen“.

Ein gefühlter Rückschrit­t also, diese Niederlage bei einem Gegner, der saisonüber­greifend neun Partien sieglos war, im bisherigen Serienverl­auf genauso viele Tore erzielt hatte wie gestern in einer Begegnung und der seit einem Jahr zu Hause keine drei Buden mehr geknipst hatte. Und jetzt geht’s für St. Pauli nach Ingolstadt, das gestern in Bochum ein halbes Dutzend Gegentreff­er kassierte und weit hinter den Erwartunge­n zurückhäng­t. „Klar wollen wir da die Weichen in die richtige Richtung stellen“, sagte Robin Himmelmann. „Aber das war auch der Plan für Aue.“Zuversicht klingt anders …

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Frust: Christophe­r Buchtmann (Mitte) & Co. sind völlig konsternie­rt.
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