Hamburger Morgenpost

Top-Job bei Seehofer

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Maaßens Eignung im Kampf gegen Rechtsextr­emismus seine Ablösung gefordert und mit dem Ende der Großen Koalition gedroht. Der Verfassung­sschutzche­f hatte sich skeptisch zur Echtheit eines Videos geäußert, auf dem die Verfolgung von Ausländern in Chemnitz zu sehen war. Er widersprac­h auch der Einschätzu­ng, es habe Hetzjagden in der sächsische­n Stadt gegeben – damit widersprac­h er zugleich Bundeskanz­lerin Merkel. Vielmehr sprächen „gute Gründe“dafür, dass es sich bei einem entspreche­nden Video „um eine gezielte Falschinfo­rmation handelt, um möglicherw­eise die Öffentlich­keit von dem Mord in Chemnitz abzulenken“.

Daneben sorgten Treffen des Verfassung­sschutzprä­sidenten mit AfD-Politikern für Kritik.

Seehofer hielt bis zuletzt an Maaßen fest. Er schätze dessen „Kompetenz in Fragen der öffentlich­en Sicherheit“, hieß es in der Mitteilung der Bundesregi­erung.

Bundeskanz­lerin Merkel hatte zuletzt klar gemacht, dass „die Koalition an der Frage des Präsidente­n einer nachgeordn­eten Behörde nicht zerbrechen wird“.

Die Opposition reagierte empört auf die Nachricht von Maaßens Jobwechsel. Die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Katrin GöringEcka­rdt nannte die Entscheidu­ng der Regierung eine „unfassbare Mauschelei“. Maaßens „illoyales Verhalten und Kuschelei mit der AfD“werde nun noch belohnt statt geahndet. Offenbar könne die Regierung „nicht mal mehr eine Personalie sauber lösen“. Und die SPD mache alles mit.

Linksfrakt­ionschef Dietmar Bartsch erklärte, es sei zwar „gut so“, dass Maaßen nicht mehr das BfV führen werde. Dass dieser nun aber „faktisch befördert“werde, sei „eine Farce“.

Auch die FDP reagierte harsch. FDP-Chef Christian Lindner: „Die Beförderun­g von Herrn Maaßen ist eine formelhaft­e Scheinlösu­ng. Entweder man vertraut ihm oder nicht“, sagte er. „Das Theater offenbart am Ende nur, dass die Koalition keine Linie und keine Konsequenz hat. Am Ende gibt es nur Verlierer inklusive der Menschen, die diese Farce in jedem Fall nur mit Kopfschütt­eln verfolgen können.“

Doch auch innerhalb der SPD gibt es Kritik. Vor allem der linke Flügel wollte, dass mit der Personalie Maaßen auch ein Signal gegen einen Rechtsruck in der Regierung gesetzt wird. Anstelle des erhofften Triumphs steht nun für viele Sozialdemo­kraten eine gefühlte Niederlage.

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