Finden wir ungerecht!
gen. „Meinetwegen könnten Frauen sogar mehr verdienen, weil sie zu Hause zusätzlich noch den Haushalt schmeißen.“Die zweifache Mutter regt sich aber nicht nur still auf, sie zeigt Haltung – wie einst ihr Urgroßonkel, der verstorbene Schauspieler der viele Juden vor den Nazis rettete. Sarnau: „Nachdem jetzt die Scheiße in Chemnitz passiert ist, habe ich gut sichtbar ein Schild an meine Terrasse gehängt: ,Gegen Ausländerfeindlichkeit’. Natürlich gehe ich auch demonstrieren. Und wenn jemand einen sexistischen oder rassistischen Witz reißt, sage ich: Stopp!“
Welche Dinge bringen ihren „Polizeiruf 110“-Kollegen Charly Hübner (45) auf die Barrikaden? „Wenn mir einer sagen will, was richtig und was falsch ist. Das kann ich selbst unterscheiden und brauche dafür keinen Chef, Boss, Ideologen. In Situationen, die mir nicht gefallen, reagiere ich zunächst mit Rückzug. Wenn es Zeit zum Handeln ist, kann ich laut und heftig werden.“
Wie sieht es mit sozialen Ungerechtigkeiten aus, Herr Hübner? „30 Jahre nach dem Fall der Mauer wundere ich mich sehr, warum es noch Ost- und West-Tarife gibt. Wieso bekommt ein Handwerker in der ehemaligen DDR für die gleiche Arbeit einen anderen Lohn als einer im Westen? Krass finde ich auch, wie hoch die Mieten in den Städten sind. In Hamburg gibt es Flecken, die viel zu teuer sind. Okay ist das nicht. Das Geld ist nicht gerecht verteilt.“
Die Frage nach der Chance, aus einem sozial schlechter gestellten Milieu herauszukommen, ist eine, die „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga (49) beschäftigt. „Mich ärgert, dass nicht alle Kinder die gleichen Möglichkeiten haben, Bildung zu erfahren. Kinder, in deren Elternhaus mehr Geld vorhanden ist, sind im Vorteil. Das ist unfair. Deshalb engagiere ich mich als Botschafterin
des Vereins ,Die Arche‘.“
Gleichstellung – bei diesem Stichwort kann NDR-Intendant (64) mitreden. Wie sieht es mit der Frauen-Quote in seinem Unternehmen aus? „Wir haben in den letzten Jahren einiges erreicht und jetzt mehr Frauen in Führungspositionen. Aber wir haben noch zu wenige, sind längst nicht am Ziel angekommmen.“Nicht nur als TV-Manager zeigt Marmor Flagge, auch privat greift er ein. „Ich finde es unerträglich, wenn jemand wegen seines Aussehens benachteiligt wird. Sei es Größe, Körpergewicht oder Ähnliches. Wenn ich merke, dass über andere gelästert, jemand diskriminiert wird, schreite ich schon mal ein.“
Aufmerksamkeit sei wichtig. Marmor: „Hingucken ist der erste Schritt. So kaufe ich keine Kleidung aus Billiglohn-Ländern, in denen die Menschen in den Textilfabriken ausgebeutet werden.“
Bei Großkonzernen, die Profit auf Kosten anderer machen, kriegt auch „Großstadtrevier“-Star (52) Wut im Bauch. „Dass RWE den Hambacher Forst abholzen will, um dort weitere Braunkohle zu fördern, bringt mich auf die Palme. Ich kann nicht verstehen, wie man den Klimawandel sehenden Auges so beschleunigt, um Geld zu scheffeln. Das ist Kommerz auf Kosten der Natur – die Konsequenz tragen wir alle. Ich ziehe darum jetzt Konsequenzen: Mein Strom kommt künftig von einem Öko-Anbieter. Außerdem rede ich mit Freunden, halte mich auch in den sozialen Medien nicht mit meiner Meinung zurück. Man kann sich stark machen, Ungerechtigkeiten benennen. Als ich viel jünger war, war ich unsicherer – und wurde auch so behandelt. Der Vorteil am Älterwerden: Man lässt sich nichts mehr gefallen. Sobald man diese Haltung einnimmt, strahlt man Stärke aus.“