„Vielleicht sind
Der Mittelfeldspieler spricht erstaunlich offen über die Krise
Vier Liga-Pleiten in Serie, zwölf Gegentore, Tabellenplatz elf. Beim FC St. Pauli herrscht nach nur fünf Spieltagen Alarmstimmung. Nach der jüngsten Niederlage in Aue übte Trainer Markus Kauczinski Kritik an den Führungsspielern, darunter Christopher Buchtmann.
Er weiß, was die Stunde geschlagen hat. Sechs Jahre trägt Buchtmann nun schon das Trikot der Braun-Weißen und hat mehr schwere Zeiten mit dem Kiezklub miterlebt und glücklicherweise durchgestanden, als ihm lieb ist. Er hat ein Gespür für Alarmsignale.
„Wir sind in so einem Strudel“, sagt der 26-Jährige im Gespräch mit der MOPO. „Wir müssen uns einfach zusammenreißen. Ich habe keinen Bock, wieder unten rumzuhängen.“Schon wieder droht St. Pauli frühzeitig in der Saison die Ziele aus den Augen zu verlieren: das eigene Spiel weiterzuentwickeln und oben
Für den Mittelfeldmann ist mangelnde Aggressivität einer der Hauptgründe für den Abwärtstrend. „Wir müssen wieder diese Galligkeit auf den Platz bringen“, so Buchtmann. „Wenn du gut in den Zweikämpfen und gallig bist, dann spielst du automatisch guten Fußball.“
Eine Erklärung, warum der letzte Biss und das Feuer fehlen, hat er nicht. „Vielleicht ist es auch einfach, dass wir zu lieb auf dem Platz sind.“Buchtmann gibt ein Beispiel: „Wenn dir einer auf den Fuß springt, dann müssen da gleich drei, vier
Mann sein und Alarm machen.“
Im Spiel wird in den Reihen der Kiezkicker auffällig wenig kommuniziert. Ist die Mannschaft zu leise? „Kein einfaches Thema“, sagt Buchtmann. „Ich finde schon, dass wir Spieler haben, die sagen, wo es lang geht.“ mitzuspielen.
Er zählt zu den Lauten auf dem Platz, aber das scheint wiederum nicht jedem zu passen. Es heißt, er sei manchmal zu negativ. „Ich muss mich vielleicht auch mal einen Tick zurücknehmen“, sagt Buchtmann überraschend offen, betont aber auch: „Ich bin einer, der sich gerne reibt. Reden mit dem Schiedsrichter, Trash Talk mit dem Gegenspieler. Das bringt mich manchmal zu Höchstleistungen. Ich brauche das teilweise.“
Kritik gab es nach dem 1:3 in Aue vom Trainer. Kauczinski hatte öffentlich die Leistung der Führungsspieler Buchtmann, Johannes Flum und Marvin Knoll („Das war nicht das, was wir von ihnen erwarten“) bemängelt. „Natürlich ist das nicht toll, wenn man sowas liest“, gibt Buchtmann zu, „aber ich kann das ab und ich kann den Trainer völlig verstehen.“Das sei Ansporn. Alle drei hatten übrigens vor dem gestrigen Training ein längeres Gespräch mit dem Coach.
Das Spiel in Ingolstadt am Freitag ist wegweisend. „Jetzt haben wir noch die Chance, eine einigermaßen sorgenfreie Saison zu spielen, aber dafür müssen wir punkten“, sagt Buchtmann und benennt drei Zutaten für die ersehnte Wende: „Kämpfen, beißen, eklig sein!“
Wir müssen uns zusammenreißen. Ich habe keinen Bock, unten rumzuhängen. Christopher Buchtmann