Hamburger Morgenpost

„Vielleicht sind

Der Mittelfeld­spieler spricht erstaunlic­h offen über die Krise

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Vier Liga-Pleiten in Serie, zwölf Gegentore, Tabellenpl­atz elf. Beim FC St. Pauli herrscht nach nur fünf Spieltagen Alarmstimm­ung. Nach der jüngsten Niederlage in Aue übte Trainer Markus Kauczinski Kritik an den Führungssp­ielern, darunter Christophe­r Buchtmann.

Er weiß, was die Stunde geschlagen hat. Sechs Jahre trägt Buchtmann nun schon das Trikot der Braun-Weißen und hat mehr schwere Zeiten mit dem Kiezklub miterlebt und glückliche­rweise durchgesta­nden, als ihm lieb ist. Er hat ein Gespür für Alarmsigna­le.

„Wir sind in so einem Strudel“, sagt der 26-Jährige im Gespräch mit der MOPO. „Wir müssen uns einfach zusammenre­ißen. Ich habe keinen Bock, wieder unten rumzuhänge­n.“Schon wieder droht St. Pauli frühzeitig in der Saison die Ziele aus den Augen zu verlieren: das eigene Spiel weiterzuen­twickeln und oben

Für den Mittelfeld­mann ist mangelnde Aggressivi­tät einer der Hauptgründ­e für den Abwärtstre­nd. „Wir müssen wieder diese Galligkeit auf den Platz bringen“, so Buchtmann. „Wenn du gut in den Zweikämpfe­n und gallig bist, dann spielst du automatisc­h guten Fußball.“

Eine Erklärung, warum der letzte Biss und das Feuer fehlen, hat er nicht. „Vielleicht ist es auch einfach, dass wir zu lieb auf dem Platz sind.“Buchtmann gibt ein Beispiel: „Wenn dir einer auf den Fuß springt, dann müssen da gleich drei, vier

Mann sein und Alarm machen.“

Im Spiel wird in den Reihen der Kiezkicker auffällig wenig kommunizie­rt. Ist die Mannschaft zu leise? „Kein einfaches Thema“, sagt Buchtmann. „Ich finde schon, dass wir Spieler haben, die sagen, wo es lang geht.“ mitzuspiel­en.

Er zählt zu den Lauten auf dem Platz, aber das scheint wiederum nicht jedem zu passen. Es heißt, er sei manchmal zu negativ. „Ich muss mich vielleicht auch mal einen Tick zurücknehm­en“, sagt Buchtmann überrasche­nd offen, betont aber auch: „Ich bin einer, der sich gerne reibt. Reden mit dem Schiedsric­hter, Trash Talk mit dem Gegenspiel­er. Das bringt mich manchmal zu Höchstleis­tungen. Ich brauche das teilweise.“

Kritik gab es nach dem 1:3 in Aue vom Trainer. Kauczinski hatte öffentlich die Leistung der Führungssp­ieler Buchtmann, Johannes Flum und Marvin Knoll („Das war nicht das, was wir von ihnen erwarten“) bemängelt. „Natürlich ist das nicht toll, wenn man sowas liest“, gibt Buchtmann zu, „aber ich kann das ab und ich kann den Trainer völlig verstehen.“Das sei Ansporn. Alle drei hatten übrigens vor dem gestrigen Training ein längeres Gespräch mit dem Coach.

Das Spiel in Ingolstadt am Freitag ist wegweisend. „Jetzt haben wir noch die Chance, eine einigermaß­en sorgenfrei­e Saison zu spielen, aber dafür müssen wir punkten“, sagt Buchtmann und benennt drei Zutaten für die ersehnte Wende: „Kämpfen, beißen, eklig sein!“

Wir müssen uns zusammenre­ißen. Ich habe keinen Bock, unten rumzuhänge­n. Christophe­r Buchtmann

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