Kampf der Zwillinge
Zwei unzertrennliche Schwestern müssen sich um das Olympia-Ticket duellieren
Von MIRIAM SCHMIDT
Sie wohnen zusammen, sie trainieren zusammen und fahren nun auch gemeinsam zur Judo-WM nach Baku – die Zwillingsschwestern Amelie und Theresa Stoll (22) gelten nicht nur als unzertrennlich, sondern auch als große deutsche Judo-Talente. Doch ihren Traum von Olympia 2020 wird sich nur eine erfüllen können.
„Klar ist es eine doofe Situation, aber es ist nicht zu ändern“, sagt Amelie über den Konkurrenzkampf der Zwillingsschwestern in der JudoQualifikation für Olympia 2020. Seit 15 Jahren verlaufen die Karrieren der beiden Judo-Talente nahezu parallel – zu den Spielen in Tokio wird es aber nur eine schaffen. Die Münchnerinnen kämpfen beide in der Klasse bis 57 Kilogramm – und pro Gewichtsklasse darf aus jeder Nation nur ein Athlet zu Olympia. „Wir versuchen immer beide, das Beste rauszuholen und die Bessere wird es dann machen“, sagt Amelie.
Der nächste gemeinsame Schritt, bei dem es auch um ordentlich Punkte in der Olympia-Qualifikation geht, ist die morgen beginnende Judo-Weltmeisterschaft in Baku. Und eins wollen sie dabei auf jeden Fall so lange wie möglich vermeiden: ein direktes Duell. „Das wäre der Worst Case“, sagt Theresa, die sich als Weltranglisten-Vierte mittlerweile in der Weltspitze etabliert hat. „Es ist einfach eine dumme Situation, früh gegeneinan- der zu kämpfen, weil dann eine ausscheiden muss.“Von den bisherigen fünf direkten Duellen gegen ihre an Weltranglistenposition 22 geführte Schwester Amelie gewann Theresa vier.
Bereits im Alter von acht Jahren begannen beide gemeinsam mit dem Judo. „Es ist interessant, die beiden gegeneinander kämpfen zu sehen. Die haben eine ganz besondere Art“, sagt DJB-Präsident Peter Frese.
Noch heute unterstützen sie sich gegenseitig im Training und auch bei Reisen zu Wettkämpfen. „Klar profitieren wir voneinander, es ist schön, wenn man jemanden dabei hat, mit dem man sich gut versteht. Wir können uns dann immer gegenseitig pushen“, sagt Amelie. Doch zu den Olympischen Spielen 2020 wird es nur eine der beiden Schwestern schaffen.