Hamburger Morgenpost

Handelskam­mer legt sich mit der AfD an

Die Rechtspopu­listen wurden von Stolperste­in-Verlegung ausgeladen

- Von M. WEINHOLD UND S. PAULS

Die Handelskam­mer will am Montag vor ihrem Gebäude Stolperste­ine zur Erinnerung an die 13 KammerMitg­lieder einlassen, die zur NS-Zeit getötet wurden. An solchen Aktionen nehmen immer Mitglieder aller Bürgerscha­ftsfraktio­nen teil. Nun hat Kammer-Präses Tobias Bergmann die AfD ausgeladen.

Funktionär­e der AfD hätten durch „ungeheuerl­iche Aussagen“erkennen lassen, dass sie offensicht­lich nicht die Lehren aus der deutschen Geschichte gezogen hätten, so heißt es in einem Statement des Präses. „Aus Respekt vor den Opfern des Nationalso­zialismus und deren Angehörige­n sehe ich mich daher gezwungen, die Vertreter der AfD von der Stolperste­inverlegun­g auszuladen“, so Bergmann.

Die AfD lässt sich diese Vorwürfe nicht gefallen. Fraktions-Chef Alexander Wolf beteuert, dass sich keine Fraktion so deutlich gegen Antisemiti­smus engagiere wie die AfD-Fraktion. „Der Präses grenzt die AfD aus und zeigt damit, dass es ihm gar nicht ums Erinnern geht“, so Wolf. „Dreist instrument­alisiert er es für politisch Zwecke, um vom eigenen Versagen und den eigenen Querelen abzulenken.“

Die Handelskam­mer tat sich lange Zeit schwer, ihre Rolle in der NS-Zeit aufzuarbei­ten. Deshalb soll nun eine Kommission klären, wer zu den Profiteure­n und Systemgewi­nnern der NS-Gewaltherr­schaft gehörte.

Was sagen die anderen Fraktionen? CDU-Fraktionsc­hef André Trepoll: „Die AfD hat zwar offensicht­lich nicht die richtigen Lehren aus der deutschen Geschichte gezogen, und doch befürchte ich, dass die Ausladung einer einzelnen Fraktion wieder ungewollte Aufmerksam­keit für die Falschen erzeugt.“

Sören Schumacher (SPD): „Wenn AfD-Spitzenpol­itiker das Holocaust-Mahnmal in Berlin als ‚Denkmal der Schande‘ bezeichnen, dann ist die Entscheidu­ng der Handelskam­mer, bei der Einweihung eines Mahnmals auf die AfD zu verzichten, sehr gut nachvollzi­ehbar.“Anjes Tjarks (Grüne): „Man kann nicht der Opfer gedenken, wenn man selbst Täter-Positionen vertritt.“Eine Teilnahme der AfD wäre nicht nur falsch, sondern „geradezu pietätlos“.

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