Hamburger Morgenpost

Und jetzt alle: Rick Astley, go f*ck yourself!

Der 80-Jahre-Popstar lässt sich in der Großen Freiheit vom Publikum beschimpfe­n – und wird dafür geliebt

- KSCH

Niemand tanzt im Innenraum der Großen Freiheit, als Rick Astley gegen Ende des Konzerts am Montagaben­d seinen größten Hit „Never Gonna Give You Up“spielt. Denn alle sind zu sehr damit beschäftig­t, ihre Handy-Kamera ruhig zu halten, um das fleischgew­ordene Internet-SpaßPhänom­en „Rickrollin­g“für die digitale Ewigkeit festzuhalt­en. Zum Glück ist das aber der einzige Moment, an dem die Stimmung im Saal nicht kocht.

Der Brite, der trotz seiner 52 Lenze immer noch wie ein Milchbubi aussieht, gibt bei seiner Show alles: Seine Stimme klingt immer noch so kraftvoll und melodisch wie 1987, als er mit besagtem Klassiker den Durchbruch schaffte. Alte Hits wie „Together Forever“, „Whenever You Need Somebody“und „Cry For Help“mischen sich perfekt mit den Songs seiner zwei jüngsten Alben „50“und „Beautiful Life“– auch, weil sie so stilvoll arrangiert sind und seine zwei Background­sängerinne­n ihnen den nötigen Schwung verleihen.

Und dann sind da noch Astleys amüsante Ansagen, mit denen er dem Publikum eine XL-Dosis britischen Humor schenkt. „Ich gebe euch jetzt die Möglichkei­t, einen Achtziger-Popstar zu beschimpfe­n“, sagt er. Die Meute schreit (nach seiner Ansage) „Rick Astley, go f*ck yourself!“Ob seine Bromance mit Foo-Fighters-Sänger Dave Grohl für diese neuerliche Punk-Attitüde verantwort­lich ist?

Irrwitzig wird es, als er sich einen Pappkarton über den Kopf zieht und seiner Band den Namen Kunsthaus verpasst, weil er immer schon mal in einer „Avantgarde-GermanSynt­h-Rockband“sein wollte. Exklusiv in Hamburg, weil er dort bei seinem ersten Besuch am Kunsthaus vorbeikam, grummelt er zum Düster-Song „Farbe ist meine Welt“– und das gleich zwei Mal! Das hätten ihm wohl die wenigsten zugetraut.

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