Exzentriker, edler Spender und Mama-Söhnchen
Die TV-Satire erzählt vom Leben des ermordeten Modemachers Mooshammer
MÜNCHEN - Am 22. Januar 2005 zieht ein riesiger Trauerzug durch München. Tausende Menschen säumen die Straßen, begrüßen die Wagenkolonne.
Alles ist inszeniert wie ein Staatsbegräbnis. Schick, feudal und extravagant.
Die fast schon kaiserlich anmutende Zeremonie, die in einem Mausoleum auf dem Münchner Ostfriedhof endet, passt zu dem Leben des Verstorbenen Rudolph Moshammer. Dem etwas durchgeknallt wirkenden Designer, der als der Harald Glööckler der 1980er Jahre durchgehen könnte.
Moshammer gilt als Exzentriker. Immer trägt er diese pechschwarzen, statisch wirkenden Perücken sowie seinen Yorkshire Terrier Daisy auf dem Arm. Seinem Schoßhündchen bindet er jeden Tag ein Schleifchen ins Fell.
Begleitet werden Herrchen und Hund stets von Moshammers Mutter Else. Eine Löwenmama, die bis zu ihrem Tod 1993 unzertrennlich an seiner Seite bleibt.
Hannelore Elsner schlüpfte jetzt in ihre Rolle, heute um 20.15 Uhr zu sehen in der ARD. „Der große Rudolph“heißt der Film. Thomas Schmauser spielt Rudolph. Moshammer sei ein sehr strenger Mensch gewesen, aber er habe auch irre Kräfte mobilisiert, so der Schauspieler, der arg unter der schweren Perücke während der Dreharbeiten litt.
Moshammer ist schon zu Lebzeiten eine Legende. Seit 1968 ist er Inhaber einer Boutique in München auf der berühmten Maximilianstraße. Bei ihm gehen die Berühmten ein und aus. Arnold Schwarzenegger, Carl XVI. Gustaf von Schweden, Friedrich Karl Flick, Thomas Gottschalk, Siegfried & Roy, Roberto Blanco und José Carreras kaufen seine Anzüge und Krawatten. Gut laufen außerdem die Einstecktücher.
Nach außen hin f oriert sein Laden, alles gleicht einer heilen Welt. Moshammer gehört zur Schickimicki-Szene. Doch er ist auch ein edler Spender, unterstützt Obdachlose. Weil er selbst in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen sei, mit einem Alkoholiker-Vater, vor dem Rudolph und seine Mama f üchten, erzählt er mal. Daher auch das starke Mutter-Sohn-Band. Dass er homosexuell ist, erzählt Moshammer dagegen nie. Bis zu seinem Tod.
Am 14. Januar 2005 wird der Designer in seiner Villa in Grünwald (Landkreis München) ermordet – ein junger Mann hat ihn mit einem Kabel erdrosselt. Bereits am folgenden Tag nimmt die Polizei Herisch A. (damals 25) fest, der gesteht. Der Asylbewerber, der als Aushilfskoch in einem Imbiss arbeitet, ist von Moshammer am Hauptbahnhof angesprochen worden. Der Designer habe ihm 2000 Euro Lohn für sexuelle Dienstleistungen angeboten, sagt der Angeklagte später aus. Es sei zwischen ihnen zum Streit um die Bezahlung gekommen, worauf in Herisch A. Moshammer erdrosselt habe. Den Ermittlungen nach schien es „zu den Gewohnheiten des Modeschöpfers gehört zu haben, mehrmals in der Woche auf die Suche nach jungen Männern zu gehen, immer mit einem seiner Rolls-Royce“. Gewusst haben wollen es später alle.
Und wie war es bei den Dreharbeiten in diese Welt einzutauchen? Hannelore Elsner über Moshammers Mutter Else: „Sie hat ihren Sohn immer verteidigt und unterstützt. Das ist für mich die Geschichte.“Eine Mama-Sohn-Geschichte. „Diese Beziehung war archaisch hat die Wucht einer griechischen Tragödie“, findet Elsner. „Beide verband eine ganz innige Liebe und auch Hass. Sie dürfen sich glücklich schätzen, dass sie dazu in der Lage waren.“
Das sieht auch RudolphDarsteller Schmauser so. „Die brauchten sich gegenseitig.“Der Film sei für die beiden „ein unvergessliches Erlebnis, ein Trip in eine andere Welt“, so der Schauspieler.