Stinkt’s bei Ihnen auch?
Brandgeruch zieht bis nach Hamburg.
Seit Wochen riecht es in Teilen der Stadt immer wieder nach Feuer. Der Grund dafür ist mehr als 200 Kilometer von Hamburg entfernt. Die Auswirkungen des verheerenden Moorbrandes von Meppen (MOPO berichtete) sind fast überall im Norden zu spüren. Weite Teile Niedersachsens, Hamburgs und Schleswig-Holsteins sind betroffen. Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Mega-Brand.
1) Was ist genau passiert?
Vor zwei Wochen entzündeten Bundeswehr-Raketen, die im Rahmen von Munitionstests aus einem Hubschrauber abgefeuert wurden, den Moorboden des Bundeswehrgeländes. Da das einzige bereitstehende Löschfahrzeug ausfiel, konnte das Feuer sich ausbreiten, bis ein Löschhubschrauber einsatzbereit war.
2) Warum ist der Brand so schwierig zu löschen?
Moorboden besteht aus Torf – ein äußerst gutes Brennmaterial. Der Brand schwelt unterirdisch, deshalb sind die Brandherde nicht zu sehen. Dazu kommt, dass die Einsatzkräfte das Bundeswehrgelände wegen möglicher Munitionsreste nicht überall betreten können. Die Feuerwehr versucht nun, das Areal großflächig zu fluten. 20 000 Liter Wasser werden pro Minute in das Moor gepumpt. Das Löschwasser dringt nicht tief genug ein, weil Torf wasserabstoßende Eigenschaften hat.
3) Wo in Hamburg riecht man die Rauchwolke?
Die Hamburger Feuerwehr erreichten am Mittwochabend aus dem ganzen Stadtgebiet mehrere Dutzend Anrufe von beunruhigten Einwohnern. Der Deutsche Wetterdienst nimmt an, dass die Geruchsbelästigung im Südwesten der Stadt am stärksten war: Im Innenstadt-Bereich vermischt sich der Rauch vor allem mit den Verkehrsemissionen und sollte dadurch nördlich des Hafens weniger intensiv wahrnehmbar sein.
4) Wieso kann man den Brand bei uns überhaupt wahrnehmen?
Ein konstanter Südwestwind bei Windgeschwindigkeiten von Stärke sechs bis sieben trug am Mittwochnachmittag die Rauchwolke 200 Kilometer weit bis in die Hansestadt. Nachdem am Donnerstag der Wind und damit auch die Geruchsbelästigung deutlich schwächer waren, erwartet der Deutsche Wetterdienst für heute wieder stärkeren Rauchgeruch in Teilen der Stadt. Je nach Windrichtung ist die Wahrnehmung von Rauchgeruch auch in den kommenden Tagen durchaus möglich.
5) Ist der Rauch gefährlich für Hamburger?
„Es handelt sich lediglich um eine Geruchsbelästigung, von der keine Gefahr für Hamburger ausgeht“, versichert Werner Nölken von der Feuerwehr Hamburg. Die Hamburger Luftqualität wird permanent überwacht und überschritt nach Auskunft der Behörde für Umwelt und Energie zu keinem Zeitpunkt die Grenzwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit.
6) Was sind die ökologischen Folgen?
Auf eine Fläche von 800 Hektar hat sich das Feuer inzwischen ausgedehnt. Ein Nabu-Vertreter schätzte im NDR, dass durch den Brand bereits 900 000 Tonnen CO2 in die Luft geraten seien. Das ist so viel, wie 50 000 Bun-
Es handelt sich um eine Geruchsbelästigung, von der keine Gefahr ausgeht. W. Nölken, Feuerwehr Hamburg
desbürger zusammen in einem Jahr verbrauchen! Denn Moore speichern doppelt so viel Kohlendioxid wie Wälder.
7) Wie lange werden die Löscharbeiten noch dauern?
Auch nach zwei Wochen ist der Brand noch nicht besiegt. Experten gehen von ein bis zwei Wochen aus, die es noch dauern wird, bis alle unterirdischen Glutnester erstickt sind.
8) Was droht jetzt den Verantwortlichen?
Naturschutz-Experte Christian Meyer (Grüne) stellte Strafanzeige wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen die Bundeswehr: „Jeder andere, der im Moor bei einer solchen Gefahrenlage aufgrund extremer Trockenheit zündelt oder auch nur eine Zigarettenkippe wegwirft, müsste sich strafrechtlich verantworten.“Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, so Sprecher Alexander Retemeyer. Der Straftatbestand ist noch offen, da es sich bei Brandstiftung laut Gesetz immer um fremdes Eigentum handelt. Das Übungsgelände ist aber im Besitz der Bundeswehr.