Zwei Maurer vergiften sich mit Billig-Gras
Drogen-Party endet mit Notarzt-Einsatz
Tatar kämpfte jahrelang mit einem verstaubten Image, nun feiert die feine Version von Rinderhack ihr Comeback: In vielen Restaurants steht das rohe Fleischgericht wieder auf den Speisekarten. Im „Grill“des Hotels „Vier Jahreszeiten“ist Tatar der Renner. Restaurantleiter Darius Wieczorek (36) verrät in der MOPO das Geheimnis hinter der Spezialität.
Tatar – das ist rohes Rind, rohes Ei, Gewürzgurken und eine Gewürze-Auswahl. Was für viele Menschen erst mal ungenießbar klingt, ist für Gourmets ein Gedicht. „Wir merken, dass der Trend vom Exotischen zurück zur traditionellen und altmodischen Küche zurückgeht“, sagt Darius Wieczorek.
Im Vergleich zum gewöhnlichen Rinderhack ist Tatar deutlich hochwertiger, wird aus Filet ohne Sehnen hergestellt und enthält nur wenig Fett.
Als die MOPO an einem Freitag zur Mittagszeit das „Vier Jahreszeiten“besucht, ist das „Grill“-Restaurant fast voll. Hier werden hanseatische Klassiker serviert. „18 von 30 Gästen heute haben Tatar bestellt“, sagt der Restaurantleiter. Bei der Präsentation des Gerichts wissen wir auch, warum.
Darius Wieczorek serviert das kleingehackte Filet vom argentinischen Weiderind direkt am Tisch. In der Mitte seines Silber-Tableaus steht eine Glasschüssel zum Vermengen, drum herum all die Zutaten, die mit dem Rindf eisch gemischt werden können – aber nicht müssen. „Der Gast bestimmt selbst, was hinein soll“, sagt Wieczorek. Diesmal bereitet der Restaurantleiter den Klassiker zu, wie er ihn am liebsten mag.
Zunächst wird eine Sauce Tatar in der Schüssel aus einem Ei vom LouéHuhn, eine französische Rasse, die in der Spitzenküche beliebt ist, und Olivenöl angerührt. Das macht der Restaurantchef mit einer Gabel: „Nicht zu fest werden lassen!“, sagt er. Die Masse wird mit Cod W rcestershireürzt. Schließird alles mit n Senf, sch gemahenem schwarzen Pfeffer, Chili-Soße, Schalottenund Cornichonwüreln, kleinen pern sowie ittlauch und e abgeerviert mit Pommes kostet die Delikatesse im „Vier Jahreszeiten“34 Euro.
Der Name Tatar geht auf eine Legende zurück: Das Reitervolk der Tataren soll rohes Fleisch unter ihre Pferdesättel gelegt haben, um anschließend darauf zu reiten. Am Abend war demnach das Fleisch mürbe und zart, so dass die Tataren es verzehren konnten.
Namensgebend sind die Tataren allemal. Ob das damalige Fleisch eine Ähnlichkeit mit dem heutigen Gericht hatte, bezweifelt Wieczorek. Was er aber genau weiß: „Die französische Kochlegende Auguste Escoffier hat Tatar erstmals 1931 salonfähig gemacht. Tatar kam zunächst nach Österreich und die Schweiz, erst in den 90ern nach Deutschland.“ Erst haben sie ein Saufgelage veranstaltet und dann auch noch Marihuana in rauen Mengen konsumiert. Irgendwann verloren sie das Bewusstsein. Am Ende fand der Vermieter die beiden im Garten, wo sie in ihrem Erbrochenen lagen.
Den Tag über hatten die beiden Maurer auf einer Baustelle in Jenfeld gearbeitet, sich danach zur angemieteten Wohnung begeben und es sich im Garten bequem gemacht. Sie tranken diverse Biere. Etliche leere Dosen wurden vor Ort gefunden.
Dank der Hilfe der Rettungskräfte, die um kurz nach 18 Uhr eintrafen, kamen die beiden Männer aus Niedersachsen langsam wieder zu sich. Es ist wohl vor allem das Gras gewesen, das ihnen nicht gut bekam: angeblich soll die Qualität miserabel, das Zeug vielleicht gestreckt gewesen sein. Thorsten S. (51) musste von einem Notarzt behandelt und mit Vergiftungsanzeichen in eine Klinik gebracht werden. Sein Kollege (39) flüchtete erst, wurde aber – noch völlig benebelt – in der Nähe angetroffen. Auch er kam ins Krankenhaus.