Hamburger Morgenpost

Zwei Maurer vergiften sich mit Billig-Gras

Drogen-Party endet mit Notarzt-Einsatz

- ANASTASIA IKSANOV a.iksanov@mopo.de DG/ROEER/RUEGA

Tatar kämpfte jahrelang mit einem verstaubte­n Image, nun feiert die feine Version von Rinderhack ihr Comeback: In vielen Restaurant­s steht das rohe Fleischger­icht wieder auf den Speisekart­en. Im „Grill“des Hotels „Vier Jahreszeit­en“ist Tatar der Renner. Restaurant­leiter Darius Wieczorek (36) verrät in der MOPO das Geheimnis hinter der Spezialitä­t.

Tatar – das ist rohes Rind, rohes Ei, Gewürzgurk­en und eine Gewürze-Auswahl. Was für viele Menschen erst mal ungenießba­r klingt, ist für Gourmets ein Gedicht. „Wir merken, dass der Trend vom Exotischen zurück zur traditione­llen und altmodisch­en Küche zurückgeht“, sagt Darius Wieczorek.

Im Vergleich zum gewöhnlich­en Rinderhack ist Tatar deutlich hochwertig­er, wird aus Filet ohne Sehnen hergestell­t und enthält nur wenig Fett.

Als die MOPO an einem Freitag zur Mittagszei­t das „Vier Jahreszeit­en“besucht, ist das „Grill“-Restaurant fast voll. Hier werden hanseatisc­he Klassiker serviert. „18 von 30 Gästen heute haben Tatar bestellt“, sagt der Restaurant­leiter. Bei der Präsentati­on des Gerichts wissen wir auch, warum.

Darius Wieczorek serviert das kleingehac­kte Filet vom argentinis­chen Weiderind direkt am Tisch. In der Mitte seines Silber-Tableaus steht eine Glasschüss­el zum Vermengen, drum herum all die Zutaten, die mit dem Rindf eisch gemischt werden können – aber nicht müssen. „Der Gast bestimmt selbst, was hinein soll“, sagt Wieczorek. Diesmal bereitet der Restaurant­leiter den Klassiker zu, wie er ihn am liebsten mag.

Zunächst wird eine Sauce Tatar in der Schüssel aus einem Ei vom LouéHuhn, eine französisc­he Rasse, die in der Spitzenküc­he beliebt ist, und Olivenöl angerührt. Das macht der Restaurant­chef mit einer Gabel: „Nicht zu fest werden lassen!“, sagt er. Die Masse wird mit Cod W rcestershi­reürzt. Schließird alles mit n Senf, sch gemahenem schwarzen Pfeffer, Chili-Soße, Schalotten­und Cornichonw­üreln, kleinen pern sowie ittlauch und e abgeervier­t mit Pommes kostet die Delikatess­e im „Vier Jahreszeit­en“34 Euro.

Der Name Tatar geht auf eine Legende zurück: Das Reitervolk der Tataren soll rohes Fleisch unter ihre Pferdesätt­el gelegt haben, um anschließe­nd darauf zu reiten. Am Abend war demnach das Fleisch mürbe und zart, so dass die Tataren es verzehren konnten.

Namensgebe­nd sind die Tataren allemal. Ob das damalige Fleisch eine Ähnlichkei­t mit dem heutigen Gericht hatte, bezweifelt Wieczorek. Was er aber genau weiß: „Die französisc­he Kochlegend­e Auguste Escoffier hat Tatar erstmals 1931 salonfähig gemacht. Tatar kam zunächst nach Österreich und die Schweiz, erst in den 90ern nach Deutschlan­d.“ Erst haben sie ein Saufgelage veranstalt­et und dann auch noch Marihuana in rauen Mengen konsumiert. Irgendwann verloren sie das Bewusstsei­n. Am Ende fand der Vermieter die beiden im Garten, wo sie in ihrem Erbrochene­n lagen.

Den Tag über hatten die beiden Maurer auf einer Baustelle in Jenfeld gearbeitet, sich danach zur angemietet­en Wohnung begeben und es sich im Garten bequem gemacht. Sie tranken diverse Biere. Etliche leere Dosen wurden vor Ort gefunden.

Dank der Hilfe der Rettungskr­äfte, die um kurz nach 18 Uhr eintrafen, kamen die beiden Männer aus Niedersach­sen langsam wieder zu sich. Es ist wohl vor allem das Gras gewesen, das ihnen nicht gut bekam: angeblich soll die Qualität miserabel, das Zeug vielleicht gestreckt gewesen sein. Thorsten S. (51) musste von einem Notarzt behandelt und mit Vergiftung­sanzeichen in eine Klinik gebracht werden. Sein Kollege (39) flüchtete erst, wurde aber – noch völlig benebelt – in der Nähe angetroffe­n. Auch er kam ins Krankenhau­s.

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Es ist angerichte­t! Steak Tatar mit dreierlei Beilage: Pommes, Bratkartof eln und Schwarzbro­t
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Sanitäter bringen Thorsten S. (51) in ein Krankenhau­s.

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