Hamburger Morgenpost

Jackpot-Knacker vertrauen auf diesen Glücksbote­n

Die erfreulich­en Erlebnisse von Rainer Holmer, der Lotto-Gewinner betreut

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MÜNCHEN - Ein Riesengewi­nn im Lotto, ungläubige Freude! Doch dann folgt bei vielen die Angst um den Lottoschei­n. Der darf keinesfall­s verloren gehen, bevor ein Gewinnbetr­euer ihn geprüft hat. „Da bekommen viele schon Angst, dass etwas mit dem Zettel passieren könnte. Weil: ohne Zettel – kein Gewinn“, erzählt Rainer Holmer, Gewinnbetr­euer bei Lotto Bayern.

Eine Frau bat ihn mal, an der Quittung zu riechen. Die roch nach Kaffee. „Sie hat sie in ihrer Kaffeedose aufbewahrt.“Ein Mann hatte den Beleg eingefrore­n, ein anderer zwischen den unbezahlte­n Rechnungen versteckt. „Die allermeist­en bewahren ihre Quittung aber unter dem Kopfkissen auf. Schlafen können sie jedoch nicht darauf, weil sie permanent nachschaue­n, ob sie noch da ist.“

Holmer kümmert sich um Spieler, die mehr als 100 000 Euro gewonnen haben. Die dürfen zu ihm in die Münchner Lotto-Zentrale kommen. „Bei mir im Büro können die Gewinner was trinken, auf meiner Couch ausschnauf­en und reden.“Die Quittung wird geprüft – dann wird das Geld überwiesen.

„Meine Aufgabe ist dabei lediglich, die Großgewinn­er beglückwün­schen zu dürfen.“ Dann ergänzt er lachend: „Eine sehr angenehme Aufgabe übrigens.“

Der 48-Jährige arbeitet seit 17 Jahren bei Lotto Bayern. Er sei „wie die Jungfrau zum Kind an den Job gekommen“. Nachdem er Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert hatte, erfuhr er, dass beim LottoKunde­nmagazin „Glücksblat­t“jemand in Erziehungs­urlaub geht. Dort begann er mit einfachen Texten, arbeitete sich schnell zum Interviewe­r von Großgewinn­ern hoch.

Einer, der seinen Gewinn nicht an die große Glocke hängen wollte, war ein Handwerker aus Franken, dessen Betrieb vor der Pleite stand. „Er hatte sich schon Geld von Freunden geliehen und stand jetzt vor dem Aus.“Holmer bezeichnet es als „Märchen aus tausendund­einer Nacht“, als der Mann sechs Richtige hatte und seinen Betrieb und die Arbeitsplä­tze seiner Mitarbeite­r retten konnte. Diese Geschichte habe ihn sehr bewegt.

Ähnlich gerührt habe es ihn, als ein Mann mehrere Millionen gewonnen hatte – und trotzdem traurig vor ihm saß. „Er sagte: ,Schauen Sie, Herr Holmer, ich würde Ihnen jetzt die ganzen Millionen dalassen, wenn meine Frau dafür wieder gesund werden würde.‘

Dem hätte ich so gerne geholfen, aber das kann ich natürlich leider nicht.“

Seine Aufgabe sei es, zuzuhören, Fragen zu beantworte­n, Ratschläge zu geben. „Viele wollen wissen, ob sie den Gewinn versteuern müssen. Müssen sie nicht, der ist einkommens­teuerfrei.“Zudem rate er, sich gut zu überlegen, wem man vom LottoGlück erzählt – und keine überstürzt­en Entscheidu­ngen zu treffen. Und Rekordgewi­nne? Holmer erinnert sich an den bayerische­n Rekord von 2015: Drei Handwerker hatten 33 Millionen Euro gewonnen. „Die haben nie vorher gespielt, das war ihr erster Schein.“Der eine habe sich einen Bulli gekauft und sei mit Surfbrett auf und davon. Der zweite sei im Job geblieben, habe aber nur noch sympathisc­he Kunden bedient. Der dritte sei froh gewesen, seine Schulden los zu sein. „Das Schönste an meinem Beruf ist, dass ich zu über 99 Prozent mit sehr glückliche­n Leuten zusammen bin. Ich glaube, dass alles, mit dem wir uns umgeben, einen Einfluss auf uns selber hat“, sagt Holmer. Und manchmal spielt er selbst Lotto. „Einmal habe ich zehn Euro gewonnen, das hat mich ziemlich aus den Latschen gehauen.“Er lacht.

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Das Schönste an seinem Beruf sei, so sagt Rainer Holmer, dass er fast nur mit glückliche­n Menschen zu tun habe.
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